… angeblich, bis einer Insulaner ist. Ja ja, so erklären uns dies alle Zugezogenen und alle Insulaner.
Und überhaupt seien hier die Leute sehr eigenartig, zurückgezogen und hier komme keiner rein. Ja ja… schon gut. Wir haben Freunde, wir suchen keine. Wir haben Heimat, wir suchen keine.
Und es sei ja auch so, dass man hier einfach nicht „rein“ komme…. Sagen sie einhellig. Ja, ja… schon gut. Ich will gar nirgendwo rein. Es ist ja so, dass wir hier hoch wollten, weil es so herrlich ruhig und still ist. Ein Schnack über den Gartenzaun ist mir vollkommen ausreichend. Auch ein Gruß auf der Straße ist für mein Wohlbefinden perfekt. Nur mit der hiesigen Ablehnung komme ich irgendwie nicht zurecht.
Vor 3 Jahren schon entwickelte sich der Elektriker, der einstmalige Leuchtturmwärter und der beste Fischräucherer der Insel, zu des Gatten Freund. Dies erkennt man an seiner liebevollen Anrede „hey Du altes Wrack“, die er für den Gatten benutzt. Der Nachbar zur Linken erklärte auch, dass man hier nicht „rein“ komme, allerdings hat er uns buchstäblich den Arsxxx gerettet, indem er dringend eine Kernsanierung des alten Häuschens empfahl. Der Nachbar von Gegenüber hielt mir vor drei Jahren, als ich erstmalig alleine hier übernachtete, eine Makrele unter die Nase mit den Worten „mögen Sie Fisch?“. Ich bejahte und hatte mein erstes Inselfrühstück. Die zugewanderten Potsdamer versorgen uns mit Quitten, Marmelade, und Dorfklatsch…. weil man ja eh sowieso nie dazu gehören werde. Auch der alte Nachbar zur Rechten war die ersten zwei Jahre recht wortkarg. Er beobachtete uns aus den Augenwinkeln und fürchtete den Tag, an dem das Häuschen in die Vermietung gehen solle. Er wurde in dem Haus, in dem er wohnt, geboren. Seit der Vermietungsplan aufgegeben wurde, versorgt er uns mit Kartoffeln, Bohnen, Tomaten, Äpfeln und Birnen. Seine Knochen schmerzen, aber die Arbeit am Gemüse lässt er sich nicht nehmen, während das alte Frauchen sich um die Blumen kümmert.
Vorgestern stand sie abendlich an unserer Haustür, während ich mit dem Möchtegernwindhund am Meer weilte. Sie überreichte dem Herzensmann einen selbst gebundenen Kranz, der mit Konfekt und einer Willkommen-Karte versehen war.
Wie gesagt, ich komme mit der hiesigen Ablehnung einfach nicht zurecht, denn ich kann sie einfach nicht finden. Ich gebe mir alle Mühe, die Beschreibungen der Zugezogenen ebenso wie die der Insulaner nachzuvollziehen. Die sind so freundlich und zugänglich, wie es offenbar keiner wahr haben will.
Unnötig zu erwähnen, dass uns der Nachbar beim Abriss des alten Schuppens hilft und unnötig zu erwähnen, dass wir beim dorfansässigen Schreiner zu dessen Halloweenparty eingeladen sind. Es ist jährlich das lauteste und wildeste Fest, mit Feuer und Rock’n Roll bis in den frühen Morgen. Aber ansonsten, kommt man hier natürlich nicht rein.
Flowermaid sagte:
Sei doch froh, dass du in die Dorfgemeinschaft nicht reinkommst… zu viel Ablenkung tut nicht gut und verschleiert den Blick für das Wesentliche 😉 Schöne Geschichte 😀
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meertau sagte:
Wir sind längst drin…. Grins
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Flowermaid sagte:
Zum Wesentlichen gehören Freunde… weiß ich doch 😉
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datja sagte:
;)))
verwundert nicht !!!
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Vibesbild sagte:
Vielleicht sind die 5 Generationen nur ein Synonym, eine verschrobene Form der Freundlichkeit, um vorzubeugen, damit eine eventuelle Ablehnung nicht zu persönlich genommen wird? Jedenfalls freut es mich zu hören, wie gut rundum gut es Ihnen geht, liebe Ro/ Frau Meertrau, dass im Außen die Heimat Gestalt annimmt, die das Innere schon längst fand. So ist das doch richtig und gut.
…hier 7-Meilenstiefelschritte links ab dem rektalen Ende der Welt – uffem Acker, ist einer dem anderen spinnefeind. Ständig wird observiert was, wer macht und wüste Hypothesen angestellt, welch schlimmstmögliche Erklärung dahinterstecken könne. Genau der Grund, wieso ich mich vollkommen fern von allen NachbarInnen halte. – Unlängst rief ich wegen illustrer Bauvorhaben bei der Baubehörde an. „Wo, sagten sie?“, fragte die freundliche Dame am anderen Ende. „Rumstibumsti-Acker 4711“, antwortete ich brav. „Um Gottes Willen,“ entfuhr es der freundlichen Dame, „der Rumstibumsti-Acker…“ Auf meine Nachfrage erläuterte sie mir, dass beinahe jeder Nachbar den anderen wegen sonstwas anzeige. Seltsame Gebräuche sind das hier… Aber es hat einen Vorteil: ich habe hier unendliche Ruhe. Weite. Und mein geliebtes Geviech. Aber so ab und an mal ein menschliches Wesen, zum Drücken und Herzen und Drüberfreuen, zum Käffchen-Trinken und Schwatz-Halten… Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Der Folgebutton! Hach. Da sagense was. Nach dem letzten Hack versuchte ich mühsam die Seite zu rekonstruieren. Mir schwante gleich, es fehlt noch was. Hatte ich Ihnen schon verraten, WIE sehr ich mich freue….über Sie und überhaupt?
Herzlichst!!
.. und mit Bussi auf Bauchi für das Möchtegernwindhundfrollein,
Ihre Falkin, pardon: Vibesbild aka Nana vom See
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meertau sagte:
Dito liebes vibe…. ganz ganz ebenso 🙂
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meertau sagte:
Äh ja…. Ich hatte den Text im Ironie Modus geschrieben. Was hier gesagt wird, ist nicht das, was getan wird :-)! Nie bin ich irgendwo so herzlich aufgenommen worden wie hier, wo angeblich alle soooo einsiedlerisch sind :-)…. Nur in Italien damals…
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karfunkelfee sagte:
Ich habe Deinen Beitrag mit großem Vergnügen gelesen.
Du bist angekommen und herzlich aufgenommen worden unter aller Wahrung der eingefleischten Insulanerwürde.
Viele liebe Grüße aus der Puddingstadt
von der Karfunkelfee✨
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meertau sagte:
🌳🌳🌳wie? Sie funkeln in der Puddingstadt???? Und ich wusste das nicht….. Ooooch ✨💫…. Und merci für die lieben Zeilen!
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Anhora sagte:
Schön erzählt. 🙂
Ich wünsch dir weiterhin eine gute Zeit mit den Insulanern!
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meertau sagte:
Ich werde berichten 🙂
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muetzenfalterin sagte:
Sie und der Gatte sind natürlich auch nicht irgendwer. Damit kann es schon auch etwas zu tun haben… diese etwas andere Art des nicht aufgenommen werdens meine ich…
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tikerscherk sagte:
Scheint mir auch so. Könnte durchaus mit Frau Meertau und ihrem Mann zu tun haben. Soviel Ablehnung kann man sich nur wünschen.
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meertau sagte:
Schmeichelnd ihr Worte…. Und so lieb (Hofknicks)
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Käthe Feinstrick sagte:
Das ist aber wirklich höchst unschön, dass Sie da nirgendwo reinkommen. So abweisende Nachbarn, die Makrelen verschenken und zur Party einladen und Ihnen den Mors retten … tzzzz …. Ja, das sind eben die Nordlichter. Denen wird immer das Übelste vom Üblen angedichtet. Als meine Familie vor Legenden von Jahren nach Hamburg zog, sagte man uns auch, die Menschen seien hier so kühl und humorlos. Stimmt, es ist oft kalt hier. Aber das liegt nicht an den Menschen. 😉
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meertau sagte:
ja genau…. Sie verstehen mich! Da musste ich heute eine halbe Stunde die Äpfel im Garten des alten Herrmann aufsammeln (er kann das nicht mehr so gut), damit er mir das Du anbot und mir eine Flasche Holunderbeersaft schenkte, die ich erfolglos abzulehnen versuchte.
Eigenartig das Völkchen und nicht mal das Wetter wollte grau und kühl sein. Es war aus strahlendem Gold tagsüber und sanftem Rosa abendlich.
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