Schlagwörter
und ich frage mich, wer uns verflucht haben könnte. Als Mensch, der Eskalationen meidet, finde ich mich mitten im Sturm und habe überhaupt keine Lust, das hier zu vertiefen. Der Nachbar dreht am Rad, der Bulli ist immer noch kaputt, mein Kunde hat Budgetsperre, die Hundenierchen werden zunehmend schlechter, der Gartenbaumeister hat nicht nur den Hollerbusch zerlegt, sondern auch meine aus Teutonien geretteten Hauswurze, mein bilanzierendes Großreinemachen im Freundeskreis lässt selbigen schrumpfen, die teutonische Freundin wundert sich ob meiner kurz gefassten Erzählung, dass RTL2 doch in Deutschland wohnt, das Dorf kondoliert mit Worten wie „ja ja….. der Vater war auch schon so“ und der Gegenübernachbar sagt: „weg atmen“. Das tue ich. Überhaupt werde ich gerade ein Musterbeispiel an Nachsicht und buddhistischer Gelassenheit.
Während ich nachmittäglich mit dem möchtegernwindigen Fräulein ums Dorf schleiche, weht das Seelchen der Mutter der frankfurter Freundin über die Felder. Frühmorgendlich noch war sie umringt von vier der fünf Kinder, die sie streichelten, scherzten, Kuchen für den Samstag androhten. Unansprechbar wie sie war, hat sie heimlich und innerlich beschlossen, dass dies nun der richtige Moment fürs Sterben sei. Wo mag sie jetzt sein?
Dass unsere Lebensuhren nur vorwärts dem Ende entgegen laufen, hat mir immer schon geholfen, meinen unruhigen Geist im Zaum zu halten und mich vor der Hysterie anderer Leute zu schützen. So unendlich Vieles ist vertane Lebenszeit. Drum räume ich immer mal wieder in mir auf (so ähnlich hat das mal der große Bernhard formuliert, das glaube ich jedenfalls….). Aber das Aufräumen ist schwer, denn mein unruhiger Geist hat zu viele Ideen. Ich habe fünf Konzepte für Fachbücher im Kopf, vier Konzepte für Romane, drei Ideen für Produkte, eine Idee darüber, wohin mich der Kalender demnächst treiben wird und null Ideen, wie ich die alle priorisieren könnte, während ich ja meine freie Zeit am liebsten mit Hund am Meer und Mann im Gespräch…. verbringe. Vermutlich bin ich doch nicht so gut im Aufräumen in mir selbst und mache mir nur was vor. Aber wer sich nichts vormacht, der hat auch nichts vor sich.
DATJA sagte:
ja wer.
wüßt ich auch gern.
bis gestern wähnte ich mich in den tropen, heute ist offenbar herbst in finnland.
seltsam.
wer bin ich, und wo und warum und überhaupt …..
ebenfalls freundesverdünnte nachdenkliche grüße einer ebenfalls unruhigen geistigen.
LikeGefällt 1 Person
meertau sagte:
liebe nachdenkliche Datja…..
wir sollten mal wieder zusammen feuern….. ich kriegs terminlich nur gerade nicht hin…. örks
LikeLike
DATJA sagte:
das mambagrüne schlafmobil ist quisiquasi fertig …
möglicherweise vielleicht ziemlich sicher oiso schau ma mal ;))) könnt-s durchaus sein dass ich im herbst insulanien auf- und heimsuche …..
holz tät ich mitnehmen …
*kichert*
LikeLike
Trippmadam sagte:
Ich wünsche bald bessere Zeiten.
LikeGefällt 2 Personen
meertau sagte:
merci Sie liebe….
LikeLike
Raul Katos sagte:
Zum Glück fehlen Dir die Worte nicht 😉 Schreiben kann gut helfen. Bzgl. der Prioliste: mach‘ vielleicht etwas ganz anderes, das nicht auf der Liste steht. Je mehr Punkte da drauf stehen, um so schwieriger wird es, auszuwählen; also der nächste neue Gedanke wird umgesetzt 🙂
Aber bei den „Hundenierchen“ hatte ich doch tatsächlich das Bild der dekadenten Dame vor Augen, die regelmäßig im Delikatessenladen ihrem Konsum fröhnt, und sich ob der immer minder werdenden Qualität ihrer Leibspeise beklagt. So ist das mit Worten und Bildern, und ein vielleicht glücklicherer Mensch, der ob dieses Missverständnisses noch ein wenig zu schmunzeln vermag.
LikeGefällt 1 Person
meertau sagte:
*schmunzel @delikatessendekadenz* und yep…. den Tip mit der Prioliste werde ich umsetzen und sie einfach nicht führen. 🙂
LikeLike
Read on sagte:
Nein, ich bin mir sicher, bald bricht die Sonne durch und alles wird golden, und wenn nicht besser, so doch wieder gut.
LikeGefällt 1 Person
meertau sagte:
wenn Sie das so sicher wissen, dann beruhigt mich das ungemein 🙂
LikeLike
Das letzte Einhirn sagte:
Ich habe zwar auf Gefällt-mir gedrückt, aber das stimmt in diesem Fall überhaupt nicht. Puh, das Unsägliche und das Unabwendbare. In dieser Geballtheit kann man sich wirklich die Frage stellen, was man eigentlich getan hat, um das verdient zu haben. Höchstwahrscheinlich ist Ich-Bezogenheit aber an dieser Stelle komplett falsch.
Vielleicht wäre ja lautes „Scheiße“ schreien ein hilfreicher Ansatz? (Meine Frau macht es gern, wenn wir denn mal am Meer sind und schreit in unbeobachteten Momenten auf ebenjenes hinaus. Eine Art Lastenverteilung unter Freunden.)
Die Suche nach dem Essenziellen ist nicht gerade banal. Das Gefühl zu haben, im tosenden Meer der eigenen Interessen abzusaufen – sei versichert, Du schlingerst da gewiss nicht alleine rum.
Ich wünsch Dir flott bessere Zeiten.
LikeGefällt 2 Personen
meertau sagte:
🙂 🙂 🙂 Sie haben eine wirklich kluge Frau!
Und zu hören, dass man in den unendlichen Weiten des grassierenden Wahnsinns nicht alleine herumschlingert, ist schon auch tröstlich 🙂
LikeLike
Flowermaid sagte:
… ich habe das Gefühl diese Zeiten sind bei mir ein Dauerzustand geworden… schlimmer geht immer, BESSER auch… alles Liebe für Windhunddame und die schreiberische Aufgeräumtheit deiner Gedanken!!!
LikeGefällt 1 Person
meertau sagte:
Frau Flowermaid!!!!! Es hat jemand auch Sie verflucht????? Kann ich mir nicht vorstellen…… grmpf….
die Grüße habe ich ausgerichtet 🙂
LikeLike
tikerscherk sagte:
(OT: Falls Du trotz des Ärgers Lust hast einen Fragebogen auszufüllen. Drüben bei mir wartet einer auf Dich)
LikeGefällt 1 Person
meertau sagte:
das könnte mich evtl. recht nützlich ablenken 🙂
LikeLike