Schlagwörter
frankfurter Bahnhofsviertel, Nachhaltigkeit, Pelz, Pelzmantel, political correctness, Schnecke im Kühlschank
Nein, Jägerin werde ich vermutlich doch keine. Ein Reh, das 4 Meter vor mir und dem alternden Möchtegernwindhundfroillein steht und uns neugierig anschaut überzeugt mich, dass ich selbst bei dieser einmaligen Gelegenheit nicht schießen könnte und nein, nach diesem Hinterhalt wollte ich ihm auch nicht das Fell abziehen.
Aber der nette Briefwechsel mit einer „ich lese schon seit hundert Jahren bei Dir“-Blogerin bringt Erinnerungen an die Gerbereien der Kindheit und an die Pelzmäntel, die die Großmütter trugen. Beim Gedankenmäandern fällt mir der mit dem Exfreund verschworene Pelzhändler des frankfurter Bahnhofsviertels ein. Für ihn sind Naturkatastrophen jene, die durch Naturschützer in sein Gewerbe eindrangen. So viele Male hat er mir einen Pelz schenken wollen, einfach weil ich die Freundin seines Freundes war und einfach, weil ich so etwas niemals hätte haben wollen. Während die Gattinen des frankfur Speckgürtels viele hohe Beträge bei ihm ließen, lehnte ich mit dem Hochmut der Rechthaberinnen sein großzügiges Angebot ab. Auch die Pelzmäntel der Großmütter habe ich verschmäht und dann doch heimlich einen Fuchskragen behalten, mit Glasaugen und Krallen. Der tote Fuchs war der ganze Stolz der Großmutter und sie trug ihn viele Jahrzehnte um den alternden Hals.
Nur manchmal streife ich durch Second-Hand-Läden, in denen ich früher alte Kleider aus den Vierzigern kaufte, die man heute gar nicht mehr bekommt. Aber Pelzmäntel bekommt man dort noch. Ich schmiege mich durch die Kleiderstangen mit Pelz, streichle hier, schnuppere da und überlege kurz, ob es eine Sünde sei…. Nun, wo doch das Tier eh schon für eine Andere gestorben ist…. Aber nein. Es ist nicht recht.
Und es ist nicht opportun. Man kann sich ja heute mit so einem alten Pelzmantel immer noch nicht auf der Straße blicken lassen, auch wenn er für kleines Geld den Motten des Second-Hand-Ladens entrissen wurde. Ein bisschen nachhaltig wäre es ja schon, wenn man das eh schon gemordete Tier noch ehren und auftragen würde. Aber nein…. stell Dir vor, es sieht Dich jemand, den Du kennst???
Was wäre nun moralisch korrekter?
Und was mache ich, die ich selbst Spinnen höflich in den Garten verbringe, außer meiner Dauerzitterspinne im Bad, nun mit der Schnecke im Kühlschrank?
Sie scheint sich mit Salat eingeschlichen zu haben und eigentlich hielt ich sie längst für verstorben. Sei es an Kälte, sei es an Dunkelheit. Ihr Bewegungsdrang allerdings hat mir gezeigt, dass sie weder an Kälte noch an Dunkelheit verstorben ist und sie zieht munter ihrer Wege in meinem Gemüsefach.
Da sie weder Kälte noch Dunkelheit scheut, habe ich sie im Garten ausgesetzt.
Wer so gemein ist, könnte auch alte Pelzmäntel auftragen?
steppenhund sagte:
Kann ich gut nachvollziehen.
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Flowermaid sagte:
… was wiederum ermuntert neue Tiere zu schiessen… Pelz schmückt ungemein… vor allem das Tier, das ihn trägt….
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meertau sagte:
schön gesagt 🙂
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Trippmadam sagte:
Zum Thema Pelz habe ich ähnliche Gedanken. Die glotzäugigen Nerz- und Fuchskragen meiner Großtanten sind ebenfalls den Weg alles Irdischen gegangen. In unseren Regionen, denke ich, braucht man jedoch keinen Pelzmantel.
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meertau sagte:
neee….. brauchen wir wirklich nicht.
andererseits…. bei Pelz scheint vieles offensichtlich. Aber wer hat sich wirklich schon mal schlau gemacht, was in der Wollproduktion in den Scherhäusern geschieht?
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karfunkelfee sagte:
Liebe Frau Meertau,
Meine langen Zotteln knüpfe ich im Winter manchmal mit einem Pelzband zusammen und an meinem Rucksack baumelt ein fuchsiger Bommel wie anno tuc der Fuchsschwanz an der Autoantenne. Beides sind Überbleibsel eines alten Pelzmantels, der andernfalls verbrannt und vermüllt worden wäre. Ich mag Pelzmäntel nicht und hasste ihren Muffgeruch in Kleiderschränken. Würde mir keinen kaufen wollen, doch trage Schuhe aus Leder. Wo beginne ich mich zu moralisieren? Ich wurde wegen meines Bommels schon angegriffen. Ich find ihn nicht nur schön, sondern streichele ihn gern, wenn auch immer mit dem Gefühl, dass ich einem Fuchs immer nur Leben wünsche und nicht, dass er stirbt, nur, damit eine feine Dame sich glamourös in seiner Haut fühlen kann. Kann ich also meinen Bommel vertreten? Ich hab ihn schon ein paar Jahre, auch das Pelzgummi. Ich mach mir was fertig und sag: Fuchs, dass Du sterben musstest für eine Eitelkeit ist schlimm genug. Doch mich tröstet das Wenige, das von Dir noch geblieben ist manchmal wenn wo keine andere Hand zum Streicheln blieb. Er hat also eine Funktion und zwar eine gute, denn andere streicheln das auf Bommelgröße geschrumpfte Pelzmantel-Relikt auch manchmal gern.
Und doch polarisiert das Ding mich und holt meinen Naturschützer hoch. Allerdings finde ich es gut, wenn Dinge mich zum Reiben in mir bringen und bislang fand ich kein Gegenargument, das mich gegen den Bommel einnahm. Dazu bewirkt er zu viel Gutes.
Liebe Morgengrüße von der Fee✨
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meertau sagte:
genießen Sie nur Ihren Bommel!
„Wo beginne ich…..“ das ist die Frage….. und ja…. ich reib mich auch an dieser Frage. Finde es aber nicht so angenehm, die Reiberei 🙂
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karfunkelfee sagte:
Nein, liebe Frau Meertau, ich bin mitnichten mit allem was ich mache, im Reinen. Doch frage ich mich eben auch, wo der Anfang ist. Mein Weihnachtsstern ist total beleidigt. Ich habe ihn vergossen. Jetzt rede ich dauernd mit dem Gewächs und drainierte ihn so gut ich konnte. So allmählich bekrabbelt er sich wieder und wirft nicht mehr mit (ausgerechnet den roten) Blättern. Bei umgehackten Bäumen, die seufzend umkrachen, geht es mir schäbig. Ein zu trauriges Geräusch ist, wenn ein Baum umgehackt wird. Also noch mal: wo beginne ich?
Ich wäge also und im Fall des Bommels erreiche ich, dass andere Fragen stellen oder streicheln, was mal einer Einzigen gehörte. Ich erkläre jedes Mal dabei, das kein Fuchs extra sterben musste und dass dieser Schnippsel einer von vielen Füchsen für einen einzigen Mantel oder eine Jacke war. Mein Großvater war auch Sattlermeister und arbeitete mit Leder-Teilen. Doch selbst umbringen konnte er kein Viech, egal wie sehr seine Familie in Nachkriegszeiten auch hungerte. Es ist ein schwieriges Thema, oh ja. Und darum suche ich immer wieder die anderen Meinungen und auch die Gegenstimmen. Und wo ich kein Meister werden kann, bleib ich menschlich, auch dies gestehe ich mir dabei zu.
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Anhora sagte:
Ich hatte vor Jahrzehnten mal eine Kaninchenfelljacke. Es war die wärmste und schönste Jacke, die ich je hatte. Dann kam Pelz aus der Mode und ich hatte nie wieder einen. Die Ablehnung dagegen verstehe ich allerdings nicht so ganz. Wenn es nicht gerade um dezimierte Wildtiere geht – was ist eigentlich das Problem? Man isst doch auch Fleisch, trägt Schuhe, Taschen und Gürtel aus Leder. (Auch aus Hirschleder zum Beispiel).
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meertau sagte:
Viele essen ja kein Fleisch mehr….. aber es bleibt Leder & Wolle (Daunen trägt ja zum Glück auch kaum noch jemand)
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Anhora sagte:
Na, wegen Wolle muss wenigstens kein Tier grausam sterben. Nur frieren …
Aber Leder ist ja schon wie Fleisch essen. Stammt vom selben Tier.
Ich esse gelegentlich Fleisch von der Metzgerei meines Vertrauens, aber mit Lederschuhen ist es schon schwieriger. Da weiß man nie, wie das Tier gehalten wurde. 😦
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wattundmeer sagte:
Ach, da bin ich ja froh, dass Du nicht unter die Jäger gehst. Hund gegen Hase finde ich ja OK – so ist die Natur – aber Gewehre sind ungleiche Waffen… Und Deine kleine Schnecke wird sich im Garten viel wohler fühlen als im Kühlschrank. Mach Dir also keine Sorgen… 😉
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kat+susann sagte:
Die Schnecke im Garten hat ne Chance.. finde ich persönlich o.k.
Der Pelz… heutzutage… -nein- hier in unseren Breitengraden… -nein- Wildtier… -nein- meine ich.
Ich hatte sofort den Muffelgeruch des Schrankes in der Nase… bei meiner Oma früher.. Ein Nerzkragen und eine Kaninchenfelljacke… meine Mutter hatte auch eine.. sehr lieb und weich und silbergrau- die Jacke. -nein- geht nicht.
Schweisskonsum… wenn eine das gerne wollte, gäbe es noch die sog. Abfallprodukte aus der Fleischindustrie.. Tierhäute die verarbeitet werden.. sind nicht perfekt.. aber… wobei… struppiges Kuhfell vs. weiches Kaninchenfell.. ich sage nein.. zu jedem Fell , wo kein Tier mehr dran ist.. auch weil es andere animieren kann nachzuziehen.. und die Modeindustrie ist solo schnell.. wird als Trend aufgegriffen und los gehts..
Und das beziehe ich auch auf bereits uralte Felle… es ist schade, weil das Tier ja schon tot ist.. das sehe ich auch so.. nur… in meinen Augen,kann das kein Grund sein.. da bin ich wohl ziemlich streng..
Bin gespannt wie es ausgeht..
Gruss von S.
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meertau sagte:
och…. ich finde das nicht wirklich streng….. eher sehr klar und eindeutig!
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Christine sagte:
Liebe Frau Meertau,
ich schliesse mich an, auch ich bin sehr froh zu hören, dass Sie die Flinte stehen lassen.
Ich habe das grosse Vergnügen, seit vielen Jahren mit einer Hündin an meiner Seite zu leben! Und diese mittlerweile alte Dame hat mich etliches gelehrt.
Das für mich Wichtigste ist die Tatsache, dass alles beseelt ist und gleichwertig.
So lebe ich mit diesem klugen Wesen auf Augenhöhe.
Dahin war es ein Weg und ich habe mich nicht immer gelehrig angestellt…:-)
Für mich ist es jetzt umverstellbar, einen Pelz zu tragen.
Natürlich ist der Besitzer des Haarkleides tot, das macht die Sache aber keinen Deut besser. Im Gegenteil. Wenn man den Pelz nicht verbrennen oder begraben möchte, kann man ihn der Tierwelt als Decke oder ähnliches zurückgeben.
Es gibt auch Menschen, die essen Hunde, Katzen, Pferde……….
und finden nichts dabei.
Für mich ist es so unvorstellbar, als würde man mir den gegarten Oberschenkel eines Menschen servieren.
Nach meinem Empfinden sollten sich die Menschen Ihres Bewusstseins klar werden und wenn sie Fleisch konsumieren möchten (auf) die Tiere achten, die sie verzehren.
Viele Grüße von der anderen Seite des Teutos,
Christine
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meertau sagte:
ja, so ähnlich empfinde ich auch…… nur gelegentlich habe ich derbe Rückfälle und kaufe dem Hund ein Schafsfell (peinlichpeinlichpeinlich).
Wir jagen ja eh jeden morgen gemeinsam Rehe. Manchmal finden wir sie und stehen Aug in Aug mit ihnen und man hört nur die Stille und Friede breitet sich aus.
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crocodylus sagte:
So grundsätzlich mag ich gar nicht sein.
Wir leben von anderen Lebewesen, sie ernähren uns, sie kleiden uns. Sogar die Kunststofffasern werden aus dem Erdöl hergstellt, also den Resten von Tieren und Pflanzen.
Dass so eine strenge Linie zwischen Tieren und Pflanzen gezogen wird, versteh ich nicht ganz. Pflanzen fühlen nichts, sagen mir manche. Warum produzieren sie dann mehr Giftstoffe, wenn sie angeknabbert werden?
Fühlen sie den Schmerz? Wir wissen es schlichtweg nicht.
Wir habe keinerlei Hemmungen, unsere Häuser aus toten Pflanzen zu bauen und die Möbel dazu auch. Holz war auch mal ein Lebewesen, ein Baum, der extra für diesen Tisch gestorben ist.
So gibt ein Pelz einfach wunderbar warm. Man sollte das Fell nach innen tragen, so hat man mehr davon.
Ich habe mir in den letzten Tagen Gedanken dazu gemacht. Ich glaube, ich trage nur keinen Pelz, weil mir das Gerede der Leute lästig ist. Den Tieren nutzt das nämlich nichts mehr, die sind schon lange tot.
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meertau sagte:
oh weh….. liebe Croco….. Sie haben recht, wenn Sie nun die Pflanzen einführen. Meine haben ja Namen und doch verschlinge ich ihre Verwandten, die im Gewächshaus groß werden mussten, um zu sterben und dann in den Supermarkt gekarrt werden.
Letztlich ist es uns nicht möglich zu leben, ohne anderes Leben zu nehmen oder zu beeinträchtigen. Ich mag so diesen buddhistischen Orden, dessen Mönche sogar die Ameisen wegfegen, die ihren Weg kreuzen, um sie nicht zu zertreten.
Leider fehlt mir diese Stufe der Integrität, Reife, whatever….
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crocodylus sagte:
Nein, wir können es nicht verhindern, dass andere Lebewesen sterben, weil wir ja auch leben wollen. Keine Sorge, die Mœnche fegen die Ameisen auch weg für uns, damit wir nicht vergessen, dass andere ihr Leben für uns lassen. Man sagt, dass sich Indianer sich zuerst beim toten Büffel bedankt haben, dass er sein Leben für sie gibt, bevor sie ihn aufgegessen haben. Das gefällt mir sehr, dankbar zu sein beim Essen und nicht überheblich, weil man das oder jenes weg lässt.
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gundel gaukeley sagte:
🙂 jaja. tja. es kommt halt wie immer drauf an ….. der hund liebt die biologisch gegerbten felle der schafe, darauf lässt es sich so kuschelig schlafen ….. das findet auch frau katze. das frauerl hat als kleines kind all die damen der familie in duftenden pelzmänteln bewundert, auch die mama, wenn sie im nerz in die oper ging. erst die kritischen bemerkungen meines vaters liessen mich einiges überdenken. der finanzierte gerne schneiderinnen, die mit merino-wollstoffen chice mäntel und jacken schneiderten. und ich gab meinen geliebten kaninchen-mantel dem hund ins körberl. die mama seufzte. der papa lobte. die schneiderin freute sich, und alles war gut.
sie haben übrigens eigenartig aussehendes gemüse im fach, da isses nur gut dass fräulein schneck im garten naschen kann ! ;)))
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meertau sagte:
kicher….. das eigenartig aussehende Gemüse, wie Sie sagen, ist hoch konzentrierter Traubensaft (nicht mehr ganz jung, daher perlt er)
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