durchlebe ich die letzten zwei Wochen.
Ich habe keine Worte und also lerne ich stumm…..
Erstmalig bin ich dabei, anlässlich einer Hochzeit das Kränzen zu lernen und finde mich in der Scheune einer Bäuerin ein, um mit anderen Frauen den Kranz zu binden.
Dies ist äußerst praktisch, denn in der kommenden Woche wird erneut gekränzt, diesmal zur diamantenen Hochzeit meiner Nachbarn und da muss ich dann wieder ran.
Relativ stumm durchlebe ich den nun beginnenden Besucheransturm. Einige Freunde erinnern sich zu gerne im Sommer daran, dass man uns länger nicht gesehen hat. Dies freut mich einerseits, doch andererseits hatte meine Mutter halt doch recht, die das mit dem Fisch vergleicht, der bekanntlich nach drei Tagen stinkt. Mir stinkt die fröhliche Urlaubsstimmung der vermeintlichen Freunde, die sich gerne von uns die Brötchen zum Frühstück holen lassen und im Brustton der Überzeugung sagen, wir sollten uns bloß keine Umstände machen. Ich übe das und frage abends ratlos, was wir eigentlich essen wollen. Ich gewöhne es mir ab, andere zu bewirten, denn dies ist mein zu Hause und keine Pension.
Mir stinkt die ausgelassene fröhliche Stimmung der Gäste, die über den müden Hund latschen und nicht bemerken, wie unendlich schwer mein Herz ist.
Tagsüber verkriecht sich das abmagernde, demente Hündchen in ein grünes Nest und beobachtet mich, wie ich da in der Sonne sitze, das Geplauder der Gäste an mir vorbeirauschen lasse und dem Hündchen in die Augen schaue.
Abends starrt das demente Hündchen fünf Minuten in eine Steckdose, so als würden dort alle großen Fragen beantwortet werden. Enttäuscht wendet es sich dann ab und sinkt in die Kissen. Auch die Steckdose weis keine Antwort.
Falsch lächelnd bringen wir die vermeintlichen Freunde zur Strandbar. Während sie laut lachend bunte Cocktails schlürfen, weine ich in mein Rotweinglas.
Das demente Hündchen kann aufgrund der Rückenprobleme kaum noch laufen und kein Auto mehr besteigen. „Das ist mein Lieblingsstrand“ sage ich mit leiser Stimme und laut johlend wird der schöne Strand gelobt, an dem ich nie wieder mit dem geliebten Tier stundenlang schweigend herumlaufen kann.
Zum Abschied laden uns die vermeintlichen Freunde zu Ihrer Hochzeit ein. Die soll in aller Stille bei uns statt finden. In mir ist alles verzweifelt still und ich finde kaum noch Worte.
Das letzte Einhirn sagte:
Ach weh, wie traurig. Und all dies, umgeben von windiger Fröhlichkeit.
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Madame Filigran sagte:
❤️
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meertau sagte:
❤
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Reiner sagte:
(( … ))
Lieben Gruß.
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meertau sagte:
das ist lieb, mit dem lieben Gruß
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Trippmadam sagte:
Ein Like für den Text, und eine Umarmung und gute Wünsche von weit her… Den Lauf der Dinge kann ich nicht ändern, aber wenigstens Kraft und Mut wünschen, um sie zu ertragen.
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meertau sagte:
Ich weiß das zu schätzen, liebe Trippmadam. Gracias ❤
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Christine sagte:
Liebe Frau Meertau,
fühlen Sie sich umarmt. ((((((( )))))))
Unerbetene Ratschläge sind ein Graus und ich möchte Ihnen dennoch etwas nahebringen. Wenn es nichts für Sie taugt, dann ab in die Tonne damit.
Nicht alle Menschen gehen eine so tiefe Herzensbildung zu einem Hundewesen ein. Sie können deshalb nicht ansatzweise nachvollziehen, was da gerade geschieht.
Da ist der Mensch gefragt, seine Freunde aufzuklären.
Das müssen Sie nicht er-tragen. Ihre Freunde haben sicher ein schönes Zuhause.
Das Fräulein sucht Schutz in einer unübersichtlich gewordenen Welt.
Helfen Sie ihr.
Das ist der letzte und wichtige Dienst, den wir unseren Seelenfreunden leisten können.
Heute vor einer Woche ist meine Lari gegangen. Sie hat mich angeschaut und ich wusste, dass es soweit ist. Der Tierarzt kam und sie ging in meinem Arm so leicht wie eine Feder. Ich glaube, nur noch ein zartes Bändchen hielt sie hier.
Jetzt ist sie frei und sehr glücklich und schläft in meinem Garten.
Ich sitze in einer Welt ohne Farbe und heule.
Es ist so schwer für mich. Es ist so gut für meine Lari. Und das alleine zählt.
Alles, alles Liebe,
Christine
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meertau sagte:
Liebe Christine,
jedes Ihrer Worte trifft mich ins Mark.
Ich habe oft in meiner Blogpause an Euch gedacht und mich gefragt, wie es der sympathischen Christine mit Lari, dem fast-Zwillingshund gehen mag.
Ihre „unerbetenen Ratschläge“ zeugen vom tiefen Verständnis und schon wollte ich mich getröstet fühlen, als meine Augen die letzten Zeilen lasen.
So oft, wenn ich lange nichts von Ihnen las habe ich mich gefragt, wie es Euch gehen mag und wie es wohl der ungekannten Lari gehen mag.
Zu lesen, dass das Zwillingshündchen schon mal vorgegangen ist, macht auch mich sehr traurig und ich kann Ihren Schmerz so sehr nachfühlen……
Alles alles Liebe zurück und Umärmelungen, wo es eh keine Worte gibt.
Alles Liebe………
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Christine sagte:
((((( ! )))))
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wattundmeer sagte:
Fühl Dich einfach nur umarmt.
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meertau sagte:
möööp…. das ist lieb, danke
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Ruhrköpfe sagte:
oje, ein Like passt da mal so gar nicht…
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meertau sagte:
ich versteh’s schon richtig 🙂
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Datja sagte:
Hellsichtig scheint sie via Steckdose Verbindung zur anderen Ebene herzustellen. Mit direktem Draht zum Zentrum der Weltherrschaft ….. Digeridoo-Klänge fände ich als passende Hintergrundmusik für diese Art der Meditation sehr passend.
Freunde verstehen. Liebe Bekannte (leider) nicht. ….. Ich weiß das.
In Liebe
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meertau sagte:
das mit dem Draht zum Zentrum der Weltherrschaft, hatte ich tatsächlich übersehen. Tatsächlich saß Fräulein Hund inmitten des Didgeridoo spielenden Besuchs und lies sich beschallen.
Ich weiß, dass Sie das verstehen!!!
Umärmelungen
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Anhora sagte:
Auwei. Ein klassicher Fall, bei dem man Nein-Sagen lernen muss.
Lieber Gruß auf die Insel, ich komm auch nicht vorbei. Versprochen. 🙂
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meertau sagte:
Ach liebe Anhora,
ich weiß….. und es fällt mir so schwer. Ich bin mehr so das Ja-Schaf….. und gelegentlich werde ich zur Ziege. Ich mag diese meine Anfälle von Selbstmitleid eigentlich überhaupt nicht. Und ich freue mich immer ehrlich über Besuch. Über die leichten Besuche, die Seelenschaumbäder, schreibe ich grad nicht. Die gibts ja auch… Ich musste mich nur mal unzensiert ausweinen/auskotzen.
Bitte melden Sie sich, falls Sie mal nach Inselanien kommen!!!
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Anhora sagte:
Liebe Frau Meertau, sollte es mich je einmal nach Inselanien verschlagen, melde ich mich selbstverständlich. Ein Tässchen Kaffee miteinander – gerne in einem öffentlichen Cafe – wäre toll. Aber mehr ist nicht toll. Ich versteh überhaupt nicht, warum manche Menschen so gern bei Freunden übernachten. Es ist doch auch für die Gäste stressig: dass man sich in einem fremden Haus bewegt, nicht tun und lassen kann was man will und immer gucken muss, dass man nicht lästig wird. Haben Ihre Freunde denn kein Geld für ein Hotel oder eine Pension? Wie auch immer – ich würde es lassen, es macht Sie ja fertig. Zumindest mit der betagten Hundedame im Hintergrund.
Lieber Gruß aus dem Süden und guts Nächtle!
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Brigitta sagte:
Das ist bitter, dieses Herumgetrample auf blutenden Herzen…Hier ist es nun still, weil dein Schmerz bis hierher spürbar ist. In Wirklichkeit sind das die wahren Mutproben, die wir durchstehen müssen, viel Kraft wünsch‘ ich Dir dabei. Mit sehr traurigen Grüssen…. Brigitta
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meertau sagte:
Liebe Brigitta, ich freu mich so sehr über deine lieben und so treffenden Zeilen. Ich weiß, dass ihr mitfühlt und das einstmals so ungestüme, wilde Fräulein gerne habt. Noch ist sie da…. aber irgendwie dazwischen.
Seid lieb gegrüßt!!
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Kitty Koma sagte:
Lass dich umarmen. Und ganz viel schweigende Liebe das Hündchen!
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meertau sagte:
…… ❤
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Montez sagte:
Mein Herz ist schwer. Mit.
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meertau sagte:
das finde ich sehr lieb. danke !
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unastre sagte:
Schwer zu verstehen, ehrlich gesagt. Ich frage mich in solchen Situationen, was Freundschaft bedeutet. Wie kann das so unfassbar weit auseinanderklaffen? Nein, dein Zuhause ist keine Pension. Keine Location. Du bist keine Wirtin. Das ärgert mich.
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welshrocker sagte:
Es tut mir sehr leid, dass das Windhundfräulein nicht mehr jagen kann.
Wäre es nicht besser, zu den Gästen ehrlich zu sein, anstatt sie hinterher bloßzustellen? Das erscheint mir ziemlich unfair.
Warum werden Hunde nicht so alt wie Menschen? Das ist auch nicht fair. Ich fühle mit dir, es ist traurig.
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Fjonka sagte:
Achje 😦
Man weiß es so lange vorher, und doch kann man sich nicht vorbereiten!
Und diese Zeit noch gemeinsam zu verleben, wie sie ist – still und traurig, aber immerhin gemeinsam – das ist schwer.
Ich finde ja, auch Bekannte müssen da dann einfach mal zurückstehen. Und wenn man ihnen das sagt, weil sie es nicht selbst merken können (Gedankenlesen ist schwer) dann werden sie sicherlich Verständnis haben.
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meertau sagte:
yep…. Sie haben recht…. und die Kompetenz des Gedankenlesens hängt ja linear mit der Herzensbindung zusammen….
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schneck sagte:
Grad lese ich das und es tut mir sehr sehr leid. Und dann solche „Gäste“. Ich denk mich mal zu Ihnen hin, hole Brötchen und streichle die liebe Hündin.
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meertau sagte:
danke für die Brötchen und die liebe Hündin vergiftet sich gerade selbst (Nieren futsch), klammert sich aber mit starkem Herz an das restliche Leben.
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findevogel2015 sagte:
Oh jeh, traurig und dein Herz so schwer. Merken die anderen, die gutgelaunten Gäste das nicht?
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meertau sagte:
doch, manche schon
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Pension Schöller sagte:
Liebe!!!
viele hab ich über die Regenbogenbrücke begleitet, und doch hat es jedes Mal wieder ein Stückerl Herz mitgenommen.
ach und wie gut kann ich Sie verstehen, bin ich doch selbst ein Ja-Schaf,
Alle und ich, schicken ihnen in dieser Zeit, alles was Sie in diesem Moment brauchen!
Kraft, Liebe, Zeit für Sie und die Windige, Entscheidungskraft für den „richtigen“ Moment, …
Das gesamte Rudel der Pension Schöller, hier und dort, in Gedanken bei Ihnen
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meertau sagte:
Liebe J.,
um weiterhin die Nase aufrecht zu tragen, plane ich gerade die Zeit danach…. und jetzt mal so von ja-Schaf zu ja-Schaf…. ich schlage dann bei Ihnen und der herzlieben D. dann da rechtsoben auf, weil ich dann reisen muss.
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Muschelmaus sagte:
Dann schonmal Herzliches Beileid!
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Pension Schöller sagte:
JA ❤
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Bludgeon sagte:
Seufz. Starker Text. Sehr, sehr stark…
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meertau sagte:
Lieben Dank Herr Bludgeons !
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Fräulein Freud sagte:
das ist traurig und tut so weh zu lesen. wenn man schmerz in sich trägt während alle andere um einen fröhlich sind und es nicht bemerken oder bemerken wollen ist das grausam.
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