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Liebe auf den ersten Blick….

06 Samstag Jan 2018

Posted by meertau in Allgemein, Paarweise

≈ 15 Kommentare

Schlagwörter

Blick, Liebe, Multiple Sklerose

…..so muss das gewesen sein, als meine kürzlich verstorbene Freundin Heide vor zwanzig Jahren ihren Thorsten kennen lernte.

Heide war meine Freundin zu Studienzeiten und auch noch darüber hinaus. Sie war klein, gertenschlank und immer nur unglücklich verliebt in zarte Psychologiestudenten oder aber in androgyne Betriebswirtschaftler und Juristen, die Dawid Bowie hätten den Bruderkuss geben können. Am Ende war sie immer unglücklich und so kam die multiple Sklerose in ihr Leben. Wir alle – Mitte Zwanzig – waren geschockt. Als sie sich nach dem ersten üblen Schub erholt hatte, begann sie eine Ausbildung zur Familientherapeutin und lernte Thorsten kennen. Thorsten war nicht zart sondern laut, nicht androgyn sondern kräftig, nicht reflektiert sondern schlau und selbstverliebt. Ich mochte ihn nicht. Als erste Amtshandlung hat er unsere Freundschaft mit Erfolg hintertrieben. Er behauptete, dass ich während unseres Pizzeriabesuches mit ihm geflirtet hätte. Heide fand das auch und war mir böse. Ich habe Monate gebraucht, um herauszufinden, warum sie sich so zurückzog. Meine Geschichte ist eine andere. Ich war gerade aus Andalusien zurück, glühend, erzählend, und freundlich mit Thorsten, einfach weil er Heide, meine liebe Freundin glücklich machte.

Ich habe dann ehrliche Worte gefunden und Heide erklärt, warum ich so nett zu ihm war. Man könnte ihn mir noch in hundert Jahren, wenn Männer mal ausgestorben sind, um den Bauch binden, er war nie mein Fall….. wie also hätte ich mit ihm flirten können.

Heide akzeptierte meine Erklärung und also wurde alles wieder kurzfristig gut, bis zu ihrem nächsten, übernächsten und überübernächsten Schub. Thorsten wurde ihr liebevoller Pfleger, Heide konnte nicht mehr sprechen, nicht mehr alleine trinken, kaum noch atmen. Jeder Blick, jedes Seufzen musste von Thorsten übersetzt werden. Das ging für mich irgendwann nicht mehr, weil ich mit seiner Besserwisserei nicht mehr klar kam.

Nun, zehn Jahre später, habe ich mit Thorsten telefoniert. Er hat sich dann scheiden lassen vor einigen Jahren, weil auch die Familie alles besser wusste und Heide zerrieben wurde, zwischen all den alleswissenden Ärzten, der Familie und dem Gatten. Jämmerlich ist sie im Hospiz erstickt. Von ihren 53 Jahren, waren 28 Jahre nur ein großes Leiden und Verschwinden. Das ist ungerecht, wie so vieles im Leben. Nichts ist gerecht und mich nerven die Leute, denen es eigentlich gut geht, die aber immerzu klagen darüber, dass das Leben ihnen gegenüber noch was schuldig sei.

Eigentlich wollte ich das alles gar nicht aufschreiben.

Eigentlich wollte ich einen lustigen Text schreiben über Beuteschema und Realität. Eigentlich wollte ich über große, glatthaarige und lustige Windhunde schreiben. Und darüber, wie mich kleine Äuglein, aus ängstlichen, kleinen, zotteligen Leibern anschauen, und ich mich dann in jemand anderes verliebe, als ich mich sonst je vierliebt hätte. Und so bin ich dann bei meiner verstorbenen Freundin Heide gelandet. Die mit dem un-androgynen Thorsten lange glücklich war und dennoch so früh verstarb.

Von dem anderen Thema, dann also ein andermal….

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Erika & Rolf…….. (Inselgeheimnisse 14)

08 Sonntag Jan 2017

Posted by meertau in Allgemein, Inselgeheimnisse, Paarweise

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

42, Ausserirdische, Lachen, Mondlandung, Räucherfisch, Verschwörung

landeten auf Inselanien und keiner weiß, in welcher Form und Größe sie hier anlandeten, oder gar woher sie kamen. Natürlich werden allerhand Geschichten erzählt, aber ich bin ganz sicher, dass sie einem Raumschiff entstiegen, das man optisch auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst hatte. Die Bauern behaupten, das hätte immer schon da hinten auf ihrem Grund gestanden. Aber natürlich ist das nicht wahr, ebenso wenig wie die Fake-Annahme zur Mondlandung. Hätte es die Mondlandung nicht gegeben, hätten ja auch Rolf und Erika nicht hier zu uns kommen können.

Vermutlich tippen Sie sich jetzt an die Stirn und zweifeln an meinem Verstand oder bieten mir eine neue Behandlungsform an.

Aber es gibt einen schlagenden Beweis, zu dem ich später zurück kommen werde. Zunächst einmal muss ich sagen: meine Recherchen haben ergeben, dass Erika und Rolf die Insel nie wieder verlassen haben. Vielmehr haben sie sich – aufgrund mir unbekannter Mechanismen und Transformationsmöglichkeiten – uns angepasst. Genau genommen: Sie leben uns gegenüber im Haus 42. Ahh…. Sie erkennen den Zusammenhang! Genau so ist es, denn tatsächlich schien ja die Antwort auf alle Fragen: 42.

Erika und Rolf scheinen mir Formwandler der ersten Generation zu sein. Nicht ganz ausgereift, aber überzeugend. Klein sind sie und rund, fast so breit, wie sie hoch sind. Erika ist schmerzunempfindlich und als sie sich neulich die Finger der Hand im Auto ihres Sohnes zerschmetterte, lächelte sie mich an und meinte, das sei doch gar nichts. Da im Dorf alle zunehmend skeptisch wurden, ließ Erika sich von Sohn 5 zum Arzt fahren, der die Hand sogleich operierte, schiente und verband. Erika lachte und Rolf ebenso.

Rolf hatte vermutlich viel über unseren Planeten gelesen und so probierte er gleich nach seiner Landung: Schnaps. Den fand er so überragend, dass er die Unmengen nur deshalb überlebte, weil er halt keiner von hier ist. In dunklen und kalten Wintern verbrachte er viele Stunden in Straßengräben, bis unruhige Nachbarn ihn heraus fischten. Auch dies fand Erika immer schon eher lustig und eigentlich lacht sie immer, egal was passiert. In ihrem Garten wohnt ein Baum, den es hier so auf Erden nicht gibt. Den Beweis werde ich im kommenden Sommer antreten, sofern es ein Sommer wird.

Dann wird der kleine, runde Rolf wieder ans Meer fahren und stundenlang unendlich viele Fische aus dem Meer ziehen, sie räuchern und unter den Nachbarn verteilen. Die kleine, runde Erika wird unter ihrem extraterrestrischen Baum sitzen und über den Wind lachen, über die Nachbarn und über ihre sieben, kleinen, runden Söhne.

Dort, wo sie –wann auch immer – anlandeten, ist ein kleiner Teich. Vermutlich ist es ihr Landeplatz und vermutlich haben sie lachend bei der Landung extrem viel Hitze abgelassen. Denn bis heute friert der kleine Teich auch bei minus 15 Grad nicht zu.

Sie halten das für giftige Abwässer der Bauern? Dann glauben sie auch, dass unbelebte Materie unbelebt ist und dass Lotto eine Zufallsgeschichte sei.

raumschiff

 

Wilma & Werner

11 Mittwoch Nov 2015

Posted by meertau in Paarweise

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

Sehnsucht, unerfüllte Liebe, Wirsing

Früh am Morgen nimmt Wilma sich ein Herz.

Von der Seite sieht sie seine erstaunliche Silhouette und stupst ihn zart an:

„Du, Werner, … ich mag Dich…. sehr“.

So, denkt sie, nun ist es also raus. Kaum merklich neigt Werner den Kopf zu ihr. Sie gefällt ihm auch, aber so einfach ist das leider nicht.

„Wilma, ich bin froh, dass Du meine Nachbarin bist, aber mehr geht nicht zwischen uns!“

„Gefalle ich Dir nicht?“ fragt Wilma sichtlich nervös, denn es war schwer genug, überhaupt bis hier her zu kommen. Normalerweise ist Werner tatsächlich ein schweigsamer Nachbar. Er redet eigentlich so gut wie nie, und schaut am liebsten schweigend über die Felder. Nicht mal ein kleines Seufzen ist von ihm zu hören, wenn die Oktobersonne den Boden wärmt. Und dennoch findet Wilma ihn unwiderstehlich. Er ist ein großer, starker Kerl, das mag sie. Und seine Ernsthaftigkeit.

„Hör mal Wilma!“ Werner überlegt hin und her, wie er es ihr beibringen soll. „Du bist wirklich eine ganz fesche, appetitliche, süße Kleine!“

„Dann bin ich jetzt mal auf Dein Aber gespannt“ antwortet Wilma enttäuscht und gereizt. Warum sagt er nicht frank und frei, dass er an ihr nicht interessiert ist. Oder vielleicht ist er vollkommen unempfänglich für Gefühle jeder Art?

Verdammt, denkt sich Werner, wieso bringt sie mich so in Verlegenheit… und er setzt erneut an.

„Also Wilma, was soll das Gesäusel. Wir leben hier nebeneinander…Ja. Und Du gefällst mir auch“… verdammt, denkt sich Werner, soweit waren wir schon.

„Ja? Aber?“ fragt Wilma.

„Ja? Aber???“ poltert Werner los. „Was soll das Liebesgedöns, wenn wir doch alle sowieso dem Untergang geweiht sind“

„Dem Untergang geweiht?“ Jetzt ist es Wilma die fassungslos ist und Empörung in sich aufsteigen fühlt. „Dem Untergang geweiht? Jessas Werner, da habe ich dich aber überschätzt. Du meinst, nur weil wir sterblich sind, wie alle auf der Welt, lohnte sich die Liebe nicht? Und weil morgen vielleicht die Welt schon untergeht, lohnte sich die Liebe nicht?“

„Ach Wilma, bist Du blind? Ja siehst Du denn nicht, wo wir leben? Und wohin das alles führt? Unser Sommer hat kaum angefangen, da ist der Winter schon da. Und eh wir es uns versehen, wird man uns die Köpfe abschlagen und dann können wir unsere Liebe in der Hölle von Heins Schmortopf besiegeln!“

Werner war nun richtig sauer und verzweifelt. Zu gern wäre er wild und frei geboren worden, aber das Schicksal hatte es nicht gut mit ihm gemeint. Und mit der schönen Wilma auch nicht. Er hätte heulen können vor Wut, aber das Weinen war ihm noch nie gegeben gewesen.

„Ja“ sagt Wilma leise. „Ich habe auch schon davon gehört. Ich weiß, dass wir nicht frei sind und niemals Nachkommen haben werden. Falls das wirklich alles stimmt. Aber hey….“ zart lehnt sie sich an ihn an….“ist doch egal. Ich mag Dich und ich bin froh, Dich zu kennen. Auch wenn unsere gemeinsame Zeit begrenzt ist. Sei kein Wirsing Du oller Dickkopp!“

Werner lehnt sich ein kleines bisschen zu ihrer Seite hin. Er findet sie hinreißend und treibt eine kleine Wurzel aus, die er unterirdisch zu ihr rüber schiebt.

wirsing

Fünf Monate…..

26 Sonntag Apr 2015

Posted by meertau in Paarweise

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

erster Kuss, Flüchtlingskatastrophe, Lampedusa, Meer, Sommer

hat Charlotte ihre Eltern mit Gequengel und Diskussionen überzogen. Sie wollte endlich ans Meer. Einmal wenigstens ans Meer. So oft nach den Sommerferien hatte sich Charlotte von ihren besten Freundinnen die Geschichten vom Urlaub am Meer anhören müssen. Von jungen Männern mit schwarzen Augen, die so ganz anders als die verpickelten Querschläger ihrer Klasse seien. Von Komplimenten, Wasserschlachten und ersten Küssen mit salzigem Geschmack. Von nächtlichen Strandparties, Liebesschwüren und gehaltenen Händen, hatten ihre Mädels erzählt und Charlotte hatte schweigend zugehört, ihren Fahrradurlaub durch Island, die Wanderungen durch die Highlands und das Lamatrecking durch Oberösterreich nur einsilbig erwähnt und vom nächsten Sommer geträumt.

Und nun hatten ihre langweiligen Eltern endlich nachgegeben und sind mit ihr nach Sizilien geflogen. Charlotte hatte bereits am frankfurter Flughafen eine längere Einlassung ihrer Mutter über sich ergehen lassen, die sie vor Gigolos warnte und sie daran erinnerte, dass Charlotte erst vierzehn sei und völlig naiv in klug gestellte Fallen vermeintlichen Liebesgeflüsters tappen würde. Charlotte holte sich ein aus und zählte die Stunden, die es dauern würde, bis sie endlich zum ersten Mal im Mittelmeer baden würde.

Die Ferienanlage war ein Paradies aus blühenden Oleanderbüschen, singenden Kellnern und lauschigen Ecken. Sie war so groß, dass sie wie ein Labyrinth erschien, in dem Charlotte sich in ihre kleinen Freiheiten verirren konnte. Bereits beim zweiten Abendessen glühte Charlottes Haut von Sonne, Salz und Glück. Der Vater hatte ihr eine besonders teure Parfumlotion gekauft und er zwinkerte Charlottes Mutter zu, als er sie ihr überreichte, weil junge Damen mit der Supermarktcreme ja nun nicht mehr auskommen würden.

Charlotte war selig. Auch deshalb, weil sie sich für den nächsten frühen Morgen mit dem jungen Antonio verabredet hatte, der ihr an der Rezeption die Postkarten verkauft hatte. Ganz früh wollten sie zum Sonnenaufgang raus aufs Meer fahren mit dem kleinen Boot von Antonios Onkel und weit draußen schwimmen. Dort, wo keine Touristen herumschwammen. Dort, wo sie keiner sah, wenn sie sich von Antonio ins Boot ziehen lassen würde. Dort, wo sie vielleicht zum ersten Mal einen fast schon erwachsenen Mann küssen würde. Sie bebte und lächelte und bebte und fand kaum schlaf, bis endlich früh um vier der erlösende Pfiff vor ihrem Fenster ertönte.

Charlotte hatte ihren Bikini schon an, warf sich ihr „Fähnchen“ um, wie die Mutter ihren bunten Pareo nannte und tupfte ein bisschen von der neuen Duftlotion auf ihre Arme, dann schlich sie aus dem Bungalow und nahm Antonios Hand, während ihr Herz fast aus der Brust hüpfte vor Aufregung.

„Meine bella Carlotta“ flüsterte er und rannte mit ihr zu seinem Mofa, mit dem sie zum Hafen knatterten. Das kleine Boot des Onkels trug eine Blumengirlande über der Reeling und er hatte eine Thermoskanne mit Kaffee und kleine Brioche eingepackt.

Charlotte wollte die Zeit anhalten, als sie über das Meer zu fliegen schienen. Sie tauchte ihre Hand ins Wasser und versank in Antonios Blick. „Das ist der glücklichste Tag in meinem Leben“ dachte Charlotte bevor sie Hand in Hand mit Antonio von Bord ins kalte Meerwasser sprang. Sie schnappten nach Luft, bespritzten sich, schwammen um die Wette und tunkten sich unter Wasser. Als Antonio Charlotte im Wasser ganz sanft umarmte und sie küsste, schreckte sie plötzlich auf.

An ihrer Schulter war ein zerfetzter Badelatschen angelandet und in weiter Ferne hörte sie durch Motorengeräusche hindurch unglaubliches Schreien und Wehklagen.

Waltrauds Meilensteine

05 Montag Jan 2015

Posted by meertau in Paarweise

≈ 2 Kommentare

Die Wandlung von Waltraud selbst hat ein ganzes Jahr gedauert. Eigentlich ging es dann doch recht schnell.
Als Albert Waltraud verließ, war sie schon 46 und Albert tot.

Er hatte es sich nicht nehmen lassen, einen jungen Kasachen davon abzuhalten, in seinen schäbigen japanischen Kleinwagen einzubrechen. Die Gegenwehr des jungen Kasachen kostete Albert das Leben und brachte Waltraud großes Unglück nebst Armut ein.

Wochenlang stapfte sie weinend mit dem gemeinsamen kleinen Hund Struppi durch die Wiesen und brüllte den Himmel an.
Als eines Tages der Vermieter Waltraud anbrüllte, dass sie bald obdachlos sei, wenn sie nicht sofort die Miete überwiese, da begriff Waltraud, dass sie nun eine Lösung brauchte. Zunächst rannte sie zum Arbeitsamt, aus dem sie sogleich wieder floh, weil ihr der Papierkram viel zu umständlich erschien. „Wer Arbeit will… der findet auch welche“ sagte sie sich und ging klappern. Die Frittenbuden hätten sie genommen und dies hätte zwar für die Miete, nicht aber für Struppis Futter gereicht. Die Callcenter hätten Waltraud auch genommen, aber Waltraud hasste das Telefon.
4 Wochen lang verdingte sie sich als Hunde-Tagesmutti….Aber das lag ihr auch nicht, denn die ganzen wilden Tölen nervten sie letztlich und das Wetter war einfach mies. Sie sehnte sich nach einem Job, der sie nicht an ihrem heißgeliebten Tagesablauf störte. Es blieb also nur Nachtarbeit.
Eine Nachtschicht in einer nahe gelegenen Tankstelle überzeugte sie davon, dass es zu viele Kasachen in ihrer Stadt gäbe und …. sie erkannte, dass sie überhaupt keine Bereitschaft hatte, Albert vorschnell ins kalte Grab zu folgen. Dies war ihr erster Meilenstein.
Eine Nachtschicht in einer Psychiatrieambulanz überzeugte sie davon, dass auch hier zu viele Kasachen weilten, noch dazu mit eigenartigen Ideen in den Köpfen…. und Waltraud verabschiedete sich auf nimmer wieder sehen.
Es war also naheliegend, dass auch Zeitungen verteilen, Brötchen backen und Parkhäuser bewachen, für Waltraud nicht in Frage kämen. Und wie so oft, lag das Gute wirklich nah.
50 Meter von ihrer Wohnung entfernt, stand ein kleines Hotel. Mittelklasse. Nicht die großen Bonzen stiegen dort ab, sondern alle. Die kleinen Handelsvertreter, die Urlauber, die mobilen Karrieristen, Geschäftsreisende und die, die es nachts in ihren Wohnungen nicht aushielten. Und eben jenes Hotel suchte einen Nachtportier.
Waltraud gab alles und heuerte dort an.
Tagsüber ging sie mit Struppi und hielt ihre Wohnung sauber, sprach mit sich selbst und verschickte Briefe an Freundinnen. Nachts machte sie sich hübsch, und zunehmend hübscher.
Sie plauderte mit den Nachtschwärmern, die in den frühen Morgenstunden ins Hotel kamen. Sie plauderte mit den Urlaubern, die mit wunden Füßen am frühen Abend zurück kamen. Sie nähte Knöpfe der Handelsreisenden an und verleugnete untreue Ehemänner am Telefon des Empfangs.
Es dauerte einige Wochen bis Waltraud die Blicke der Einsamen richtig deuten konnte. Zunächst hielt sie es für eine Sehschwäche, dann für eine neue Augenkrankheit und schließlich ging ihr auf, dass die Blicke ihrem Dekolltée galten. Und das war zugegeben…. eine Offenbarung. Diese Erkenntnis war Waltrauds zweiter Meilenstein.
Von da an, ging sie ihre Kleidung bedächtiger noch auswählen und lernte, ganz unauffällig ihren einladenden Ausschnitt auf den Empfangstresen zu legen. Es machte ihr Spaß und ein leichtes Prickeln kam wieder in ihr Leben. Sie tat sich Duftöl in den Ausschnitt und errang Meisterschaft darin, einen kleinen Keks so zu essen, dass die Krümel… na Sie wissen schon. Die daraufhin stotternd nach ihrem Schlüssel verlangenden Dienstreisenden, waren Waltrauds dritter Meilenstein.
Der vierte Meilenstein kam in Form des Herrn Huber in Waltrauds Hotel. Herr Huber kam mit Frau Huber, die aber zwanzig Jahre jünger und wie sich heraus stellte, auch nicht Frau Huber war.

Denn eben jene Frau Huber kam just in dem Moment ins Hotel gestürmt, als Herr Huber den Zimmerschlüssel ergriffen hatte und beim Blick in den Spiegel hinter dem Tresen, die heranstürmende Gattin sah. Mit der Geschwindigkeit eines Geparden war er hinter den Tresen gesprungen, hatte die falsche Frau Huber einfach stehen lassen und ihr noch ein paar Worte zugezischt. Die echte Frau Huber rannte schnaubend zum Empfang und fragte Waltraud nach ihrem Gatten.
Waltraud allerdings hatte den Gatten der echten Frau Huber zu ihren Füßen. Und während sie der echten Frau Huber erklärte, dass sie keinen Gast seines Namens habe, spürte sie das Herz des Herrn Huber an ihren Knöcheln schlagen. Die echte und die falsche Frau Huber verschwanden und Herrn Hubers Hände fuhren langsam an Waltrauds Beinen hinauf, damit er sich aufrichten konnte.
Er hatte Schnappatmung und Waltraud nahm ihn an ihre Brust, auf das er sich beruhige. Der gute Herr Huber war so außer Atem und nervlich am Ende, das sie ihn auf sein Zimmer brachte, denn das hätte er nie im Leben alleine gefunden.
Seit dieser Nacht weiß Waltraud, das ein weiblicher Nachtportier vielen Nöten begegnet. Sie würde das nie an die große Glocke hängen. Nur ganz nebenbei lässt sie fallen, dass Zimmerservice nicht nur das Heraufbringen kalter Brötchen und Bierflaschen ist. Und nur ganz nebenbei erzählt sie, wie gut sie Knöpfe annähen kann, vorausgesetzt sie kann dabei im Schneidersitz auf dem Bett sitzen.

Nur ganz nebenbei erzählt sie, dass sie früher mal Masseuse war und Vorleserin, Trösterin, Eheberaterin und eine Frau zum Anfassen.
Seitdem nennt sich Waltraud „Polly“…. und wirklich alle schätzen ihren vielfältigen Zimmerservice.

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