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Schlagwort-Archiv: Sterben

Das Melonenorakel….

21 Sonntag Okt 2018

Posted by meertau in Allgemein, Flaschenpost

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Schlagwörter

Gesundheitssystem, Sterben, Trauer

hat sich geirrt, denn am Ende wurde nicht alles gut, denn es war das Ende.

Fassungslos bin ich täglich auf die Station gerannt, habe Alarm gegeben und Ärzte wie Pfleger haben mit den Augen gerollt, wenn Frau Rambo wieder ankam. Ich habe mich von einem Pfleger anschreien und als lästige Verwandte beschimpfen lassen, während eine alte Patienten „schrecklich“ murmelnd über den Gang lief. Daraufhin schrie der Pfleger weiter, wie schrecklich die Patienten seien, neben den Angehörigen. Mir war das letztlich wurscht, denn es ging nicht um den Pfleger, nicht um das Gesundheitssystem, sondern um ihn – meinen Vater.

Im Hospiz kein Bett frei, im Krankenhaus keine Palliativstation und in den anderen Krankenhäusern nur volle Palliativstationen. Nach viel Alarm gab es ein First-Class-Einzelzimmer für den Sterbenden zweiter Klasse, so dass wir uns Tag und Nacht bei ihm abwechseln konnten. Einige Stunden am Tag ließen wir ihn alleine, damit er sich entscheiden kann, ob er in unserer Abwesenheit gehen mag oder lieber alleine. Ein Albtraum von fünf Wochen, in denen wir immer hofften, zu erwachen. Die Hölle ist nicht jenseits sondern diesseits. Sein Tod ist ein Trauma für uns. Sein Sterben ebenso, denn er wollte alles tun, alles ertragen, um bleiben zu können. Die Bedingungen seines Sterbens ein weiteres Trauma, das ich mehr erleide als die Mutter, da sie vieles nicht so genau mit bekam. Am Ende wurde alles gut, denn es war sein Ende und er konnte die Hölle verlassen in ein anderes Jenseits. Ich saß abends am Mainufer während die Mutter neben ihm im Krankenhaus schlief. Sein Leiden war so unermesslich groß, dass ich ihn plötzlich vor mir sah. Eine liegende Shilouette im vollmondgefluteten Nachthimmel, mit einer kleinen dünnen und silberfarbenen Nabelschnur, die sich im Universum verlor. Nachts um eins glitzerte der Main und ich bat den Vater, die Nabelschnur zu durchtrennen und los zulassen. Nur wenige Minuten später rief die Mutter aus dem Krankenhaus an, weil sie wach geworden war von der plötzlichen Stille im Zimmer. Er hatte los gelassen….. und das ist gut und so schlimm.

Bescheidenheit….

06 Donnerstag Sept 2018

Posted by meertau in Allgemein, Wetterbericht

≈ 16 Kommentare

Schlagwörter

Alter, Gesundheitssystem, Sterben, Trauer

sehe ich als Zeichen von Größe.

Ich mag sie nicht, die lauten Schaumschläger, egal ob intelligent oder blöd, obwohl mein Job das eigentlich auch erfordert. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht sagen.

Ich mag, leise, freundliche Menschen, die ggfs. interessiert zur Kenntnis nehmen, dass Ansichten und Standpunkte sich unterscheiden, die fragen statt zu antworten, die bei all ihrem Status, Reichtum, Erfolg und what ever, immer noch wissen, dass wir kleinste Teilchen in einem Großen sind und die wissen, dass man sich nichts einbilden braucht.

Ich mag Demut, die vielleicht noch eine Steigerung von Bescheidenheit ist. Eigenartigerweise kommt das als Haltung nur in Religionen vor, nicht aber in Wissenschaft oder Ökonomie.

Und dann gibt es Trauer, die sich als Demut verkleidet, aber ganz anders daherschlappt. Sie umfängt dich mit dem Mantel des bescheidenen, demütigen Erkennens und wenn du glaubst, erkannt zu haben, wickelt sie dich in einen kühlen Kokon der Starre.

Seit die Möchtegernwindige unfreiwillig ging, ist zu viel Tod um mich herum. Zwei Onkel starben: der tanzende Kartograph und mein italienischer Herzensonkel. Derzeit kämpft der Vater, wie er es seit fast vierzig Jahren tut und die Kräfte gehen ihm aus. Die Kliniken sind von schneidigen Politikern und Beratern gut taylorisiert. Jeder tut, wofür er zuständig ist, Dienst nach Vorschrift und das, in größter Freundlichkeit.

„Ja, Sie haben Recht, so machen wir das“….. heißt es täglich. Sie haben dazu gelernt und verneinen nicht mehr, streiten nicht, schüchtern nicht ein. Man hat ihnen beigebracht, „kundenorientiert“ zu handeln und das heißt nun mal, nichts zu verneinen. Also lächeln sie gut geschult und bejahen, um hinterher dann noch nichts von dem Verabredeten zu tun.

Er ist alt und seit vierzig Jahren krank. „Sie wollen ihm doch nicht….“…. doch! Denn er will Leben. In der öffentlichen Diskussion hält man uns mit ethischen Fragen über zulässige Sterbehilfe bei Laune. Ich frage mich seit Monaten, ob nicht unser Gesundheitssystem eine einzige Sterbehilfe ist. Noch dazu eine, um die man nicht nachgesucht hat.

Soviel zu meiner Laune. Aber das Melonen-Orakel aus unserem Garten sagt: Es wird alles gut.

melonenorakel

Nur mal so….

09 Freitag Feb 2018

Posted by meertau in Allgemein, Das Eiland

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

Meer, Sterben, Verbotsschilder

frage ich mich natürlich täglich viele Fragen: Warum ist es so wie es ist? Warum habe ich die Geduld für Schreiben nicht mehr? Wie verarbeite ich das ganze Sterben um mich herum? Warum schreibe ich nicht über meinen italienischen Onkel, der mir so unendlich viel Freude in meinem Leben geschenkt hat? Warum schreibe ich nicht über den schwäbischen Onkel, der mich so viel gelehrt hat? Warum schreibe ich nicht über Hannah, die gerade um ihr Leben kämpft, während ihre drei kleinen Kinder nicht wissen, ob der Tumor oder die Metastasen die größeren Feinde sind?

Ich weiß es nicht. Ich hänge mich lieber an der Erklärung der kleinen Fragen auf. Während ich mit Palmita am Strand entlang laufe und mich freue, dass keine Menschen weit und breit zu sehen sind, lösen wir die Fragen, die Schilder aufwerfen.

schild

Unserer unbescheidenen Meinung nach….. meint dieses Schild:

  • weil der Strand im Sommer bewacht sein wird….
  • dürfen Hunde nicht an der Leine laufen
  • dürfen Fische nicht an der Angel hängen
  • dürfen auch Drachen nicht an Seilen vom freien Flug abgehalten werden
  • dürfen Surfer nicht nach rechts abbiegen
  • dürfen Kiter nur ohne Drachen nach rechts fliegen

 

 

 

Ich schreibe nicht,….

10 Donnerstag Aug 2017

Posted by meertau in Allgemein, Wetterbericht

≈ 10 Kommentare

Schlagwörter

Glück, Insel, Metamorphose, Schweigen, Sterben, Stille

denn ich benötige dringend Urlaub von mir selbst.

Einen Kokon habe ich mir gebaut aus schlechten Filmen und billigen Büchern. So liege ich auf der Couch mit dem Blick auf das windige Fräulein. Die Nachdenklichkeiten halte ich so im Zaum und die Tränen weine ich nachts auf dem Feld, während ich mit dem Oberschenkel das wackelige Hündchen stütze und vor dem Umfallen bewahre, während ich klagend auf blutroten Vollmond starre.

Tagsüber kicken Kinder Fußbälle an Hofwände, läuft die Ponyparade mit seligen Urlauberkindern durchs Dorf, scherze ich mit den Verkäuferinnen im Supermarkt meines Vertrauens, drücke ich mich um Schreibtischarbeiten herum. Schwalben fliegen zu hunderten die Häuser an und ich wünsche mir einen Lottogewinn, um ihnen paradiesgleiche Behausungen bauen zu können. Der alte Hannes bekam einen Zahn gezogen und erzählt von früher, als er 60 Kaninchen und 30 Hühner besaß. Damals hatte man die zum Essen. Heute hat man Meerschweinchen und Kaninchen für die Urlauberkinder, deren Muttis zu Hause Sagrotan haben, die aber finden, dass die Kinder ein bisschen Zeit in der Natur verbringen sollten. Mir fällt meine italienische Kindheit ein, in der die Hausfrauen samstags auf dem Markt lebende Hühner kauften, sie mittags in kochendem Wasser töteten und dann in den Garagen rupften und ausnahmen.

Warum alles so ist, wie es ist, wird mir auf ewig ein Rätsel und verschlossen bleiben und manchmel will ich es auch gar nicht mehr wissen. Kai…. die mörderische Zitterspinne, die Amanda (die andere mörderische Zitterspinne) mordete, nachdem sie ihn in ihr Reich (was eigentlich meines ist) eingelassen hatte, ist übrigens verschwunden. Vermutlich ist er ausgewandert oder fiel einem unsichtbaren und rachsüchtigen Gespenst zum Opfer.

Der weltbeste Mann verrät mir sein Hochzeitstaggeschenk eine Woche zu früh, schwärmt von seinem Schwarzwaldtrip und erläutert mir die tiefe universelle Bedeutung des Cis.

Ich verpuppe mich und habe keine Ahnung, wer am Tag X aus der Schale hervor kommt. Vermutlich werde ich es sein. Anders und doch wie immer schon.

Bei all meiner Traurig- und Nachdenklichkeit bin ich dennoch ein Glücksschäfchen, wie der längst verstorbene Paule immer sagte.

Mein persönliches Glücksschwein jedenfalls ist mit Zetteln schon gut gefüllt. Morgens, wenn das Getreide wieder von der herbstlichen Nacht getrocknet ist, fahren die Traktoren. Die Bauern holen die Ernte ein und fahren bis weit nach Mitternacht. Auch das empfinde ich als Glück und liebe den Lärm im August.

Ahoi…. ich bin dann wieder verpuppen…..

pig

Still…..

08 Donnerstag Jun 2017

Posted by meertau in Allgemein, Wetterbericht

≈ 40 Kommentare

Schlagwörter

Demenz, Hund, Kränzen, Sterben

durchlebe ich die letzten zwei Wochen.

Ich habe keine Worte und also lerne ich stumm…..

kränz1Erstmalig bin ich dabei, anlässlich einer Hochzeit das Kränzen zu lernen und finde mich in der Sckränz2heune einer Bäuerin ein, um mit anderen Frauen den Kranz zu binden.

Dies ist äußerst praktisch, denn in der kommenden Woche wird erneut gekränzt, diesmal zur diamantenen Hochzeit meiner Nachbarn und da muss ich dann wieder ran.

 

Relativ stumm durchlebe ich den nun beginnenden Besucheransturm. Einige Freunde erinnern sich zu gerne im Sommer daran, dass man uns länger nicht gesehen hat. Dies freut mich einerseits, doch andererseits hatte meine Mutter halt doch recht, die das mit dem Fisch vergleicht, der bekanntlich nach drei Tagen stinkt. Mir stinkt die fröhliche Urlaubsstimmung der vermeintlichen Freunde, die sich gerne von uns die Brötchen zum Frühstück holen lassen und im Brustton der Überzeugung sagen, wir sollten uns bloß keine Umstände machen. Ich übe das und frage abends ratlos, was wir eigentlich essen wollen. Ich gewöhne es mir ab, andere zu bewirten, denn dies ist mein zu Hause und keine Pension.

Mir stinkt die ausgelassene fröhliche Stimmung der Gäste, die über den müden Hund latschen und nicht bemerken, wie unendlich schwer mein Herz ist.

Tagsüber verkriecht sich das abmagernde, demente Hündchen in ein grünes Nest und beobachtet mich, wie ich da in der Sonne sitze,  das Geplauder der Gäste an mir vorbeirauschen lasse und dem Hündchen in die Augen schaue.

nest.jpg

Abends starrt das demente Hündchen fünf Minuten in eine Steckdose, so als würden dort alle großen Fragen beantwortet werden. Enttäuscht wendet es sich dann ab und sinkt in die Kissen. Auch die Steckdose weis keine Antwort.

Falsch lächelnd bringen wir die vermeintlichen Freunde zur Strandbar. Während sie laut lachend bunte Cocktails schlürfen, weine ich in mein Rotweinglas.

Das demente Hündchen kann aufgrund der Rückenprobleme kaum noch laufen und kein Auto mehr besteigen.  „Das ist mein Lieblingsstrand“ sage ich mit leiser Stimme und laut johlend wird der schöne Strand gelobt, an dem ich nie wieder mit dem geliebten Tier stundenlang schweigend herumlaufen kann.

brink

Zum Abschied laden uns die vermeintlichen Freunde zu Ihrer Hochzeit ein. Die soll in aller Stille bei uns statt finden. In mir ist alles verzweifelt still und ich finde kaum noch Worte.

Still….

22 Mittwoch Feb 2017

Posted by meertau in Allgemein, Das Eiland, Flaschenpost

≈ 16 Kommentare

Schlagwörter

Damwild, Liebe, Sterben, Trump, Waisen

ruht das angeschrabbelte Haus von Gegenüber.

Mama ist im Himmel und Opa im Heim. Jones, der gerade zwölf wurde, ist immerhin nicht im Heim, sondern beim Papa. Der hat zwar eine neue Frau und neue Kinder, aber alles ist besser als das Heim, findet Jones.

Die schon großen Kinder haben nun die Mutter zu Grabe getragen und das Haus abgeschlossen, vermutlich wird es einfach noch weiter verkommen.

Im Sommer sprang Jones vergnügt auf des benachbarten Trampolins herum und also fragte ihn der weltbeste Mann wie es ihm gehe. Jones überlegte kurz, rollte die Augen und sagte: „naja…. es ist saublöd, wenn man der Mutter beim Sterben zusieht.“

Nun sah ich die alte Nachbarin erstmals seit fünf Jahren, ihren kugelrunden Körper in Seidenstrumpfhosen, Rock, Pumps und Handtasche verbringen. B.`s Begräbnis….. schoss es mir durch den Kopf.

Das Leben geht weiter. Immer weiter. Das ist die größtmögliche Schmach und zugleich der größtmögliche Trost und zugleich das größtmögliche Rätsel.

Zeitgleich belehrt uns der blonde Trampel aus Übersee, daß Politik und Wirtschaft sehr gut einher gehen können. So wie einst seine Bilanzen, so schönt er nun die wissenschaftlichen und andere Fakten, ist äußerst kreativ und gefährlich. Dabei haben wir doch noch vor einigen Jahren gegen die Globalisierung demonstriert. Ah ja…. so kann es gehen, wenn Wünsche wahr werden.

Nun gut. Ich habe beschlossen, mich  weitgehend aus der großen weiten Welt heraus zu halten. Am Strand fische ich Plastikmüll aus den Algen. Mit der anderen alten Nachbarin schreibe ich eine Dorfchronik für ein ein sterbendes Dorf, das in zwanzig Jahren vermutlich von der Landkarte verschwunden sein wird. Ich liebe „für-nix-gut“-Tätigkeiten.

Ansonsten erschaudere ich beim Anblick der Damwildherde am Straßenrand, breite die Arme unter wieder kommenden Zugvögeln aus, liebkose das alternde Möchtegernwindhundfräulein und plane eine sinnlose Sammlung von Liebesgeschichten der alten Menschen auf Inselanien.

damhirsch

Käfigruhe

30 Sonntag Okt 2016

Posted by meertau in Allgemein, Wetterbericht

≈ 29 Kommentare

Schlagwörter

alter Hund, Deich, Käfigruhe, November, Spondylose, Sterben, Tod

So fröhlich ist das alternde Möchtegernwindhundfräulein noch vor zwei Wochen über den Deich geflitzt. Nach Wochen konnten wir endlich das Kortison ausschleichen. Nun plagen sie schlimme Schmerzattacken. Nachts steht sie zwei Stunden hechelnd vor mir. Sie kann nicht laufen, sich nicht setzen, sich nicht legen. Die Spondylose schreitet nun schlimm und schnell voran.

Also fahre ich alleine zum Tierdoc. Das Wartezimmer ist voll. Eine Bäuerin erscheint mit Sohn und großem Hund. „Er wird heute erlöst“, sagt die Bäuerin tapfer und mir schießen die Tränen in die Augen. Der Sohn ist mitgekommen, um den toten Hund aus der Praxis zu tragen. Ich weine. Der große Hund ist vom Krebs aufgezehrt, hechelt und schaut doch noch zuversichtlich umher. Ein älterer Mann erscheint mit seiner Katze, die er in eine lilafarbene Plüschdecke eingewickelt im Arm hält. Wie ein Baby hält er sie und weint. Ich weine mit und die Bäuerin und der Rest des Wartezimmers lässt still ebenso die Tränen laufen. Keiner sagt was und als ich weinend das Sprechzimmer betrete, schaut mich die Tierdoc alarmiert und fragend an.

„Ich weine, wegen dem, was Sie gleich noch erwartet“ winke ich ab und die Tierdoc weint nun auch. „Ich weiß, seufzt sie“. Ein böser Freitag.

Ich bekomme Kortison und Schmerzmittel für das alte Hundefräulein. Tierdoc und ich tippen auf zwei schlimme Baustellen (Spondylose + Gewächs im Inneren) und Möchtegernwindhund bekommt ein fast völliges Bewegungsverbot. „Wir nennen das Käfigruhe“, sagt die Tierdoc. Keine ausschweifenden Spaziergänge, kein Deichgeflitze (ginge eh grad nicht), kein Rein-Rausgehopse ins Auto.

Also schonen wir den Hund und pflegen den Garten. Wir schneiden die Eibe, mähen das Gras und ernten Laub. Die Laubernte ist gewaltig in diesen windigen Tagen und ich hole noch ein paar letzte Schneewitchenäpfel vom knorrigen, alten Baum.

Ich verräume die Sommerklamotten und sage die weihnachtliche Reise nach Frankfurt ab. Das alte Fräulein ist nicht mehr reisefähig und ich halte die Hoffnung hoch, dass sie Weihnachten noch erleben darf? Nächste Woche wird sie 13.

 

(2008)

Das eine Thema….

20 Dienstag Okt 2015

Posted by meertau in Flaschenpost

≈ 23 Kommentare

Schlagwörter

Angler, Herbst, Sterben, Tod

kann ich – im Gegensatz zu den meisten Menschen – nicht verdrängen. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht über den Tod nachdenke, diesen undenkbaren Zustand. Wie quasi aus dem Nichts Leben entsteht ist schon ein unglaubliches Wunder und großes Geheimnis. Da dies möglich ist, kann ich mir das Gegenteil von Leben nicht vorstellen.

Aber fürchten.

Die meisten Menschen scheinen sich vor dem Sterben zu fürchten. Das geht mir nicht so. Vielleicht fürchte ich diesen letzten Moment des Erkennens, dass es nun vorbei sein wird. Diesen Moment fürchte ich, weil ich ihn mit schrecklicher geistesklarer Panik verbinde. Noch viel mehr aber fürchte ich mich davor, dass wirklich gar nichts mehr ist. So wie in tiefen Phasen des Schlafs. Da nimmt man nichts wahr, ist ausgeknipst… und doch…. unmerklich pumpt das Herz und das Hirn strömt, wenn auch leiser. Tatsächlich fürchte ich mich manchmal vor dem Einschlafen. So, als sei es ein kleiner Tod. Ja, ja… der kleine Tod…. was für eine hässliche Umschreibung für einen Orgasmus. Aber das war ja gerade nicht mein Thema. Ich war gerade bei der Furcht. Nicht dem Bangesein, wie es sich anfühlt, wenn man – so wie ich eben – in pechschwarzer Nacht mit aufsteigendem Bodennebel über die Felder stolpert, die Bäume knacken hört, sich versehentlich umdreht und dabei in Pferdeäpfel läuft.

Ich fürchte das Unausweichliche und ich bin immer wieder fassungslos. Denn ich kann nicht glauben, dass wir wirklich sterben. Andererseits kann ich mich auch nicht heraus reden. Zu viele sind bereits verschwunden. Freundinnen, Geliebte, Bekannte, Großeltern, Tiere. In Gedanken spreche ich manchmal mit Ihnen, höre eine Bandaufsage ab, die ich noch immer auf meiner Mailbox gespeichert habe, oder ertappe mich bei der Frage, wie es ihnen wohl geht.

Ich war nie dabei, wenn einer von ihnen ging. Den Großvater sah ich vier Stunden bevor er ruhig einschlief, die Großmutter zwei Tage, die Freundin eine Woche zuvor und den ehemals Geliebten hatte ich Wochen nicht gesehen, bevor ihn der Schlag traf. Der Schwiegermutter hatte ich noch wenige Stunden vor ihrem Weggang die Hand gestreichelt und der Mann übernahm die Nachtschicht, wohlwissend, dass seine Mutter den nächsten Tag nicht erleben wird. Als ich morgens ganz früh, in der Ferienwohnung wach wurde, hatte ich eine Tür zuschlagen gehört. So, als habe jemand die Wohnung soeben verlassen. Fünf Minuten später rief der Herzensmann an und erzählte, dass sie soeben verstorben sei.

Als mein erster Hund mit drei Jahren nachts verstarb, war das letzte was ich von ihr hörte ein tiefer Seufzer. Auch mein Großvater soll geseufzt haben. Und immer wieder war und bin ich fassungslos und wütend. Weil ich es einfach nicht glauben kann, nicht glauben will. Und ich kann mich nicht damit abfinden, dass eines Tages der Herzensmann, oder die Eltern, oder Freunde…. oder ich gehe. Ich will unbedingt bleiben. Ich will mich nicht damit abfinden, dass eines Tages das alles nicht mehr existiert.Foto (35)

Wie soll ich leben wenn Du gehst

18 Donnerstag Jun 2015

Posted by meertau in Flaschenpost

≈ 10 Kommentare

Schlagwörter

Hund, Sterben, Tumor, Weiterleben

Nur gut, dass Du nicht verstehst, was uns die Terroristin im weißen Kittel mitgeteilt hat. Denn mit dem Schmerzmittel bist Du vergnügt und frech wie in den letzten fast zwölf Jahren. Ich zerreiße alle Kalenderblätter auf denen steht, dass der Tod unser ständiger Begleiter sei.

Ich weiß das eh.

Ich schlage die gutgemeinten Kommentare in den Wind. Ja… es ist so wenn man mit einem Hund lebt, dass er vermutlich früher geht.

Ich weiß das eh.

Ich weise die Umarmungsversuche der Anderen von mir und lasse mich nicht trösten. Der Mann meint, die Mutter wolle mich ja auch für sich selbst umarmen.

Ich weiß das eh.

In meinem Herzen sitzt ein Feuerball, der mir auf den Magen schlägt. Ich schau Dir beim Schlafen zu und bete leise, dass wir Wochen statt Tage haben mögen. In Notzeiten bekomme ich einen kühlen Kopf und plane meine letzte Hilfe für Dich. Danach wird meine kleine heile Welt untergehen. Drum plane ich das Meertau-Rettungsprogramm für die Zeit nach meiner Zeit mit Dir und hab doch nach so langer Zeit völlig vergessen wie das ist, so ein Leben ohne Dich.

Ich weiß es nicht.

suche nach glück

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