Schlagwörter
hat sich geirrt, denn am Ende wurde nicht alles gut, denn es war das Ende.
Fassungslos bin ich täglich auf die Station gerannt, habe Alarm gegeben und Ärzte wie Pfleger haben mit den Augen gerollt, wenn Frau Rambo wieder ankam. Ich habe mich von einem Pfleger anschreien und als lästige Verwandte beschimpfen lassen, während eine alte Patienten „schrecklich“ murmelnd über den Gang lief. Daraufhin schrie der Pfleger weiter, wie schrecklich die Patienten seien, neben den Angehörigen. Mir war das letztlich wurscht, denn es ging nicht um den Pfleger, nicht um das Gesundheitssystem, sondern um ihn – meinen Vater.
Im Hospiz kein Bett frei, im Krankenhaus keine Palliativstation und in den anderen Krankenhäusern nur volle Palliativstationen. Nach viel Alarm gab es ein First-Class-Einzelzimmer für den Sterbenden zweiter Klasse, so dass wir uns Tag und Nacht bei ihm abwechseln konnten. Einige Stunden am Tag ließen wir ihn alleine, damit er sich entscheiden kann, ob er in unserer Abwesenheit gehen mag oder lieber alleine. Ein Albtraum von fünf Wochen, in denen wir immer hofften, zu erwachen. Die Hölle ist nicht jenseits sondern diesseits. Sein Tod ist ein Trauma für uns. Sein Sterben ebenso, denn er wollte alles tun, alles ertragen, um bleiben zu können. Die Bedingungen seines Sterbens ein weiteres Trauma, das ich mehr erleide als die Mutter, da sie vieles nicht so genau mit bekam. Am Ende wurde alles gut, denn es war sein Ende und er konnte die Hölle verlassen in ein anderes Jenseits. Ich saß abends am Mainufer während die Mutter neben ihm im Krankenhaus schlief. Sein Leiden war so unermesslich groß, dass ich ihn plötzlich vor mir sah. Eine liegende Shilouette im vollmondgefluteten Nachthimmel, mit einer kleinen dünnen und silberfarbenen Nabelschnur, die sich im Universum verlor. Nachts um eins glitzerte der Main und ich bat den Vater, die Nabelschnur zu durchtrennen und los zulassen. Nur wenige Minuten später rief die Mutter aus dem Krankenhaus an, weil sie wach geworden war von der plötzlichen Stille im Zimmer. Er hatte los gelassen….. und das ist gut und so schlimm.
Reiner sagte:
Mit gelesen.
Mit gefühlt …
Lieben Gruß.
LikeGefällt 2 Personen
wortgeflumselkritzelkram sagte:
Ohne Worte….
Ich drück dich …
LikeGefällt 1 Person
kaethemargarethe sagte:
Ich sehe Deine / Eure Not; bitte Dich auch im Nachhinein zu bedenken: In Hospitzen und auf Pallativstationen werden Plätze frei, wenn andere gegangen, was nicht planbar ist. (Das es mehr Plätze braucht, fraglos für mich.)
Danke für das Bild mit der Nabelschnur.
Ja zu sagen, wenn ein vertrauter Mensch stirbt ist schwer. Ich bin die Achterbahn zwischen “ Ich möchte mit Dir“ und „Bitte gehe Deinen Weg“ mehrfach in meinem Leben gefahren. Sie wird wieder auf mich warten, bei Gelegenheit.
Dir wünsche ich Menschen, die die Dich begleiten, jetzt auf Deinem Weg.
Wenn Du magst, fühl Dich umarmt.
LikeGefällt 2 Personen
schneck sagte:
Ach Frau Meertau… Umarmung und alles andere vom Herzen sowieso. Es ist so traurig.
LikeGefällt 1 Person
Myriade sagte:
Mein Mitgefühl. Du konntest gute äußere Bedingungen für sein Sterben durchsetzen, das ist nicht wenig….
LikeGefällt 2 Personen
Katzenfluestern sagte:
Mein Mitgefühl. Ich war auch so eine lästige Angehörige und bin es noch heute, weil ich die Klinik verklage. Ich kann es so gut nachvollziehen. Alles Liebe ❤ und viel Kraft
LikeGefällt 2 Personen
Flowermaid sagte:
… alles mit gemacht… und mitfühle mit dir… Würde ist etwas, welches ein auf Profit ausgelegtes Gesundheitssystem nicht zu lässt… alles Liebe❣️
LikeGefällt 2 Personen
Geschichten und Meer sagte:
Es tut mir sehr Leid. Ihnen und Ihrer Familie alles Liebe und Gute, was in dieser Situation möglich ist.
LikeGefällt 1 Person
muetzenfalterin sagte:
Wie nah ihr euch gewesen seid. Und was für ein berührendes Bild , die Nabelschnur. Es wird noch lange weh tun, und unfassbar sein, dass das Leben einfach so weitergeht. Ich bin in Gedanken häufig bei Dir.
LikeGefällt 2 Personen
wattundmeer sagte:
Es ist ein Geschenk, wenn man gehen darf. Sterbende scheinen das wirklich zu spüren – auch wenn es das schmerzlichste Geschenk von allen ist.
LikeGefällt 2 Personen
tikerscherk sagte:
(( ))
LikeGefällt 1 Person
cablee sagte:
Auch wenn wir uns nicht kennen, bewegt mich dein Text zutiefst. Er weckt bittere Erinnerungen…
Mein Mitgefühl und alles Gute!
LikeGefällt 1 Person
Anne sagte:
Liebe Frau Meertau
Mein Mitgefühl. Sehr berührt vom Text und den Bildern darin… Mein Vater musste durfte vor ein paar Tagen auch gehen.
Liebe Grüsse
Anne/Planet112
LikeGefällt 1 Person
Kalinka sagte:
Ein sehr trauervolles Jahr geht für dich zu Ende. Aber es wird wieder bald heller und die Lebensfreude kehrt zurück. Ganz sicher. Die Davongegangenen bleiben in uns zurück und so lange wir leben, leben sie auch in uns. Sie sind nicht weg. Sie sind in unseren Gedanken und Gefühlen immer da. Dort leben sie weiter.
LikeLike