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Ich habe es mir vor Jahren schon schleichend abgewöhnt, über den täglichen Irrsinn unserer Gesellschaften zu bloggen.
Grund hierfür ist die vollkommen eigennützige Notwendigkeit, möglichst lange gesund zu bleiben und mir die Aufregerei über unseren alltäglichen Wahnsinn zu ersparen. Daher ziehe ich es vor, Schönheit, Innigkeit, Sehnsucht und die kleinen alltäglichen Glücke in Worte zu fassen.
Wie in fast allen Familiengeschichten, so gibt es auch bei uns Flüchtlinge, Vertriebene und mein Großvater arbeitete 25 Jahre als Gastarbeiter in Italien.
Weil mir das Tagesgeschehen das zornige Zittern in die Finger treibt, erzähle ich stattdessen von einem Buch, das mich so derart gefesselt hat, wie kaum ein anderes in den letzen zweihundert Jahren. Knausgard erzählt Teile des alten Testaments neu und tut dies als Literat. Kein Krimi hat mich je so fasziniert, wie seine Geschichte von Kain und Abel. Und nie habe ich begriffen, warum Noah einfach so alle absaufen lies. Nur weil eine Stimme ihm dies eingab? Nun gut, ich hätte mir ein Buch wie dieses, im Leben nicht gekauft (Engel und die Bibel interessieren mich einfach nicht sonderlich), aber die Nachbarin hat es mir empfohlen und geliehen.
In einem Roman innerhalb seines Romans erzählt Knausgard also Noahs Geschichte. Obwohl man den Ausgang kennt, bangt man bis zur letzten Minute, dass es in diesem Roman anders ausgehen möge. Für den Moment, in dem Noah seine eigene Schwester mit einem Neugeborenen vor der Arche zurückweist, obwohl sie bereits bis zum Bauch im Wasser steht, gibt Knausgard eine verblüffende Erklärung, indem er Noah mit einem Asperger Syndrom versieht.
Nun verstehe ich seine Hartherzigkeit. Er konnte offenbar nicht anders, da eine klitzekleine Fehlschaltung der Neurologie undsoweiterundsoweiter. Aber haben alle unsere braunen Brüder auch so eine Fehlschaltung, dass sie reinen Herzens Brandbomben auf Herbergen mit Elend und ausgemergelten Menschen werfen?
Barmherzigkeit… ein vermeintlich veralteter Begriff, der doch eine scheinbar unüberwindbare Hürde selbst für uns modernen Menschen, darstellt. So leicht fallen wir zurück in die Barbarei, das es mich gruselt und friert.
Glücklicherweise leben wir in einem Land, in dem es nicht nur braunes Gedankengut gibt, sondern Toleranz und Barmherzigkeit eine laute Stimme haben.
Worte gegen rechts, für Menschen sind nötig und Spenden natürlich auch: betterplace
Eine interessante Entscheidung trifft der Nachbar Lombardi und den allerschönsten Wutanfall produziert die herzliebe Floralartistin!
Auch sehr gelungen was der andalusische Nachbar so schreibt, und die Frau Landleben erzählt eine wunderbare Familiengeschichte zum Thema Flucht.
Dunja Hayali sagt dann wirklich alles, was es zu diesem Thema zu sagen gibt.