… definitiv ebenso gefeit wie vor Kettenbriefen. Und weil ich aber doch die Prioritätenliste in den Urlaub geschickt habe, und aufgrund nachbarschaftlichen Wahnsinns der Ablenkung bedarf, nehme ich das liebevoll hingeworfene Award‘chen, der hoch geschätzten Nachbarin auf und mache mir so meine Gedanken zu den folgenden Fragen:
Ihre wichtigsten Lehrmeister?
Das waren eigentlich zwei ältere Psychologen und ein weniger Älterer. Der eine war gelernter Süssspeisenkoch und geflohener Österreicher, der einer der ersten Familientherapeuten Deutschlands war. Ein eigensinniger, klarer, selbstverliebter Kerl, der immer den Nerv traf und der mir die ersten Schritte nach dem Studium beigebracht hat. Dank ihm lernte ich den Bateson-Übersetzer und Luhmann – himself kennen. Mit ihm und seiner Frau fuhr ich jahrelang nach Andalusien….. aber das will ich hier nicht vertiefen. Dank ihm lernte ich, dass Feministinnen gelegentlich Männer sexuell belästigen.
Der zweite ältere Psychologe war ein internationaler Topverkäufer von japanischenMotorrädern und HighFigh-Produkten bevor er sich entschloss, zu studieren und anschließend bei Watzlawick-himself und Milton Erickson in Ausbildung ging. Mit ihm bin ich die ersten Businesstermine gefahren und habe gelernt, dass in den 90ern Führungskräfte immer Fotos der von ihnen geschiedenen Kinder in der Tasche hatten, was eine Entenpresse ist, wie man den Kurzschlaf macht und was Placeboforschung mit Aphrodisiaka und Hauterkrankungen zu tun hat.
Der dritte Psychologe konnte und kann die Chaosthe0rie und Synergetik rauf und runter. Dank ihm habe ich erkannt, dass die Musterbildung auf Muscheln den synergetischen Grundsätzen folgt, ich habe Heinz von Förster und Hermann Haken kennenlernen und lauschen dürfen. Geblieben ist mir die Leidenschaft für komplexe Systeme.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Das ist nun wirklich nicht leicht zu beantworten, denn es ist alles und nichts. Irdisches Glück finde ich in den Armen des Liebsten, finde ich mit dem Hundefräulein am Meer im Winter (wenn alle anderen zu Hause auf dem Sofa sitzen), finde ich, wenn man mich lobt, finde ich in den Augen meiner Eltern, bei Abenden mit Freunden…. So wie es jedem vermutlich geht…. So geht’s auch mir und doch…. ist es einzigartiges, unwiederholbares und sekundeneinhaltendes Glück.
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Das ist eine wirklich schwierige Frage. Auf Anhieb: Ich…. ! Ich bin ich, will ich bleiben, will ich werden. Aber nach einigen Tests zu den eigenen Stärken weiß ich, dass eine meiner Tugenden und Stärken die Wissbegier und das Ideensammeln ist. Daher wäre ich auch gerne alle anderen gewesen. Für einen Tag im Leben wäre ich gerne all die großen Helden und Feiglinge, Schurken und Betrüger, Tagelöhner, Hochstapler, Mägde, Flöhe und Frösche mit Schluckauf gewesen.
Was ist für Sie das größte Unglück?
Das sehe ich täglich in den Nachrichten.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Ganz klar: Robin Hood.
Ah… Sie meinen, es hätte ihn nicht gegeben? Nun, dass kann ich kaum glauben, denn ihn wollte ich immer heiraten und Märchenfiguren will man ja offensichtlich nicht heiraten. Also machen Sie sich bitte geschmeidig…. Es hat ihn sicher gegeben. Wer immer er auch war.
Wo möchten Sie leben?
Hier und Da. In mir flattern ein paar Gene eines ungarischen Stehgeigers, der ein Roma gewesen sein muss. Bin ich hier, will ich nach dort. Bin ich dort, will ich woanders hin und kaum mehr erfüllt mich mit innerer Unruhe als geschlossene Räume, als Möbel „für immer“, als nine-to-five, als „endgültig“.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann/einer Frau am meisten?
Nun, im Originalfragebogen der FAZ verbergen sich hier eigentlich zwei Fragen: wegen der Geschlechterdifferenz…. Sie wissen schon! Ich hab es aber nicht so mit Genderthemen und der vermeintlichen Geschlechterdifferenz und tatsächlich schätze ich bei beiden Geschlechtern die gleichen Tugenden gleichermaßen:
Interesse (weil Nicht-Wissen immer spannender ist, als eh schon alles wissen)
Mut (weil wir alle so sau gut aufgewachsen sind, dass wir uns nichts mehr trauen, und den Zustand der Welt beklagen, als ihn mutig…. Ach was red‘ ich hier für einen unsäglichen Mist?)…. Also… Mut…. Weil er mir doch zuweilen irgendwie abhanden kommt.
Humor…. (das sagen hier jetzt fast alle…. Merkwürdig eigentlich. Aber bei der Frage nach dem irdischen Glück da oben, da habe ich ganz vergessen zu schreiben, dass Lachsalven und Bauchmuskelkater eindeutig dazu gehören).
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Ich entschuldige jeden Fehler leichten Herzens, für den sich jemand bei mir entschuldigt. Für Opferarien der Marke: ich kann nix dafür, ich hab es nicht so gemeint bla bla bla…. Kann ich mich nicht erwärmen. Und Sie brauchen jetzt nicht nachfragen…. Ich kann mich auch entschuldigen, wenn ich Bockmist verzapft habe.
Meine Lieblingsfarbe:
Da habe ich natürlich drei. Ich kann nicht anders. Weil ich ja auch mehrere Wohnorte brauche, mehrere Lebensmittelpunkte und einige Hochzeiten.
Also Perlmutt…. Damit möchte ich das Haus auskleiden, das Auto einspritzen, die Haare färben, die Lippen bemalen.
Also auch Gold…. Weil ich kein Silber vertrage.
Und auch: das undefinierbare Türkisgrün von Amseleiern.
Meine Lieblingsblume
Das Löwenmäulchen und alle stechenden Kakteen, die die Schöpfung so her gibt.
Ich bin müde….. das ist hier auf dem Land meist so. Vermutlich leide ich noch unter dem Stadt-Entzug. Deshalb habe ich mich nun beeilt mit den Fragen. Eigentlich müsste ich nun weitere Blogs nominieren, aber meine Physiologie macht gerade nicht mit und das Seelchen erinnert mich daran, dass ich logischerweise die hier Mitlesenden alle gleichermaßen aufregend und sympathisch finde (vermutlich…. Grinz). Bitte macht weiter, nehmt Euch diese Fragen oder erfindet neue…. Ich werde in der kommenden Woche am Handy mitlesen, wenn ich festlandig unterwegs bin.