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Sprachlos bin ich geworden, verletzt und leer. Während ich den Tod der Möchtegernwindigen dann doch irgendwie überlebt habe und mit Palmas Hilfe wieder Fröhlichkeit und Zuneigung Einzug hielten, war ich dem Sterben des Vaters hilflos ausgeliefert. Oft habe ich ihn zu Hause und in den Kliniken während Mai und Ende September besucht. Mit seinen 44 Kilo hat er so einiges – wie etwa den Beckenbruch – noch recht gut weg gesteckt. Alles schien möglich mit Hilfe von Pflegehilfsmitteln und der quirligen, hilfreichen Mutter. Immer wenn ich ihn sah, befiel mich ein unglaublicher Hunger und ich aß viele Monate für ihn mit. Auch als es nach Hüftbruch, OP, Durchgangssyndrom, Bauchfellentzündung und Nierenversagen seinem Ebenenwechsel entgegen ging, aß ich morgens, mittags, abends, nachts.
Der Vater war fort und der Hunger blieb mir, ebenso wie die Verlassenheit, die Tristesse, die Leere. Also füllte ich den Bauch.
Als ich vor fünf Tagen aufwachte war mein erster Gedanke „der Hunger ist weg“. Die Verlassenheit und die Tristesse sind geblieben, aber der Hunger ist weg. Und also muss auch die Sprache wieder kommen. Nicht so einfach wie ich dachte, aber auch wenn mir der Boden unter den Füßen plötzlich im Nebel versank, so werde ich doch die Buchstaben wieder aneinander reihen.
Kraulquappe sagte:
(Das „Gefällt mir“ als Ausdruck der Anteilnahme, der Bewegtheit ob deiner Worte und weil ich mich freue, wieder mal von dir zu lesen, auch wenn es sehr schmerzvolle Zeilen sind.)
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meertau sagte:
das freut mich sehr, was du schreibst 🙂
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Myriade sagte:
Offenbar haben unsere Körper noch ein paar andere Bewältigungsstrategien als unser Geist ….
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meertau sagte:
ja…. und ohne, um Erlaubnis zu fragen…. grmpf
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Reiner sagte:
Mit gefühlt …
Lieben Gruß Dir.
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meertau sagte:
Lieben Gruß zurück
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Flowermaid sagte:
… wenn die Seele leer schreit, geht der Körper auf Überlebenstrategie… Nebel fällt und macht alles still, Nebel lichtet sich… alles Liebe, Rita…
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meertau sagte:
ja, der Nebel ist mein Freund geworden, aber die Sonne auch, wenn sie ihn fortscheucht 😉
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Flowermaid sagte:
…genau…nur so kann man jeden Tag frisch angehen… (づ ̄ ³ ̄)づ
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karfunkelfee sagte:
Liebe Frau Meertau,
mir fallen nur lauter umarmende Worte ein. Eine lange Zeit der Fürsorge liegt hinter Ihnen, der eigentliche Abschied bedeutet Arbeit und Kraft. Wie gut, dass es in diesem Dunkel eine kleine Hundedame gibt…
…und Ihre Worte. Zum Glück fließen sie…
Sie machen nicht satt, doch sind bewohnte Häuser der lebendigen Erinnerung…
Herzlich und Kraft aus der Ferne sendend, die Fee💫
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meertau sagte:
Liebe Karfunkelige,
umarmende Worte sind fein und ja…. es bedeutet Arbeit und Kraft…. um die ganze Fassungslosigkeit und Skurrilität zu überstehen.
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Anhora sagte:
Das tut mir sehr Leid. Die Lücke im Äußeren, oder Leere im Innern ist nur schwer auszuhalten. Doch irgendwann ist auch das überstanden. Man weiß manchmal nicht, wie. Alles Liebe.
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meertau sagte:
ja…. schon verrückt, was wir so alles irgendwie überstehen. Danke liebe Anhora.
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Geschichten und Meer sagte:
Ich schicke eine Umarmung aus dem Süden (wenn Sie mögen). Eigenartig, wie einem manchmal die Sprache wegbleibt. Ich hätte das auch nicht geglaubt, wenn es mir nicht passiert wäre.
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meertau sagte:
Glücklicherweise haben Sie Ihre Sprache wieder, liebe Südliche. Immerhin lese ich morgens in der Früh am Handy immer mit Vergnügen den neuesten Eintrag bei Ihnen 🙂
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Geschichten und Meer sagte:
Vielen Dank.
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Madame Filigran sagte:
❤️
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meertau sagte:
🙂
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pueringer sagte:
Viel zu spät, wie so oft, aber dafür nicht minder von Herzen, schicke auch ich eine feste Umarmung und sonnige Grüße aus dem Osten! Auf dass auch Verlassenheit und Tristesse, wenn schon nicht verschwinden, so zumindest leichter werden!
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